Schweden für Immer?

Jetzt geht’s looos! Wir sind nicht mehr aufzuhalten. Jetzt geht’s los…

Henrys Lieblingslied wird zu unserem Ohrwurm und zu unserem neuen Lebensgefühl. Schritt für Schritt geht es für uns wirklich los. Ein neues Abenteuer steht riesengroß und unsichtbar vor, hinter, neben uns, nimmt jede Minute unseres Gedankenguts ein. Denn wir stellen unser Leben komplett auf den Kopf.

Während im Februar die Welt dadraußen immer kurioser, unplanbarer, undurchschaubarer, unsicherer, beängstigender, wackliger, unfassbarer, sprachloser wird, stürzen wir uns in eine neue Sprache, einen neuen Lebensplan, ein neues, unbekanntes Universum. Dabei schwirren Fragen in meinem Kopf wie wirre Fliegen: Wie können wir das nur tun, gerade jetzt, und überhaupt? Ist das nicht viel zu verrückt, zu unverantwortlich, zu traurig, zu unsicher, zu viel, zu groß, zu weit, zu irgendwas?! Gerade jetzt?! Manchmal noch wache ich nachts auf und kann nicht mehr einschlafen. Tausende Gedanken und Sorgen, eine aufgeregte Unruhe, Herzklopfen und Zweifel überrennen mich.

Und dann gibt es diese Momente wie Schmetterlinge im Bauch, die die Fliegen im Kopf übertönen. Das Bauchgefühl verändert sich. Es wird vertrauensvoller in mir drin und vor allem strahlender. Die Unruhe wird zur vorfreudigen Aufgeregtheit und Zweifel und Sorgen verblassen ein wenig. Denn seit unserer Entscheidung spielt uns das Leben ganz gut zu. Der Boden unter unseren anfangs wackligen Füßen festigt sich wieder und ein lächelnder Zauber begleitet uns. Was Matthias und ich im November letzten Jahres endlich entschieden haben, wird jetzt mehr und mehr spür- und sichtbar zur Wirklichkeit. Ein Traum wird zum Gedanken, wird zu Worten, wird zu Entscheidungen, wird zu Taten, wird wahr. Und deswegen: jetzt geht’s los! Wir sind nicht mehr aufzuhalten:

Wir wandern aus nach Südschweden.

Mittlerweile lässt der Frühling sein blaues Band durch die Lüfte schweben und jetzt Ende April liegen nur noch drei Monate vor uns, die im Rahmen des relativ Planbaren liegen. Doch dass dieser Rahmen eher einem Schweizer Käse gleicht, durften wir in dieser Urlaubswoche gleich mehrmals erfahren. Sei es, dass sich plötzlich beim Toyo auf der Autobahn ein paar Radschrauben lockern oder gelockert wurden und das Rad kurz vorm abfallen ist (gut, dass bei unseren Schutzengeln die Schrauben fest sitzen), oder dass an unserem Tausendwunderwald in der Eifel das gesamte Nachbarwaldstück radikal gerodet worden ist. Mit leichten Schocks gut vorbereitet, dann direkt ins nächste kalte Wasser: Kurz vorm Notartermin springen unsere Käufer für unser Haus ab und Pläne werden zu Ex-Plänen. An Ort und Stelle geben wir doch noch Geld für vier ungesunde Burger und Eis aus, da wir das besser verdauen können als solch eine Hiobsbotschaft. Denn schließlich hat Matthias seine Arbeit gekündigt und wir sind seit Kurzem Besitzer des größten Merzedes der Straße. Einen 7,5 Tonner, der frischgeputzt von unserer Kinderkolonne nur darauf wartet beladen zu werden. Doch erinnern wir uns, dass noch nie, wirklich noch niemals unser Leben komplett nach Plan gelaufen ist und immer, wirklich immer das Universum Besseres mit uns vorhatte. Gerade eben lese ich auf unserer eigenen Webseite: „Eine Reise ist wie eine Ehe. Die sicherste Art zu scheitern ist zu glauben, man hat sie fest im Griff.“

Also liebes Universum, das ist der Grund, warum wir unser geliebtes Schwedenhaus aufgeben und verkaufen. Wegen dir krempeln wir die Ärmel hoch und das Leben um, lassen los, kündigen Job und die liebevolle Waldorfschule, aber keine Freundschaften. Der Toyo ist ab Ende Juli das einzige Dach, was wir dann noch über dem Kopf haben. Und wir sind frei, offen und voller Vertrauen, so dass du, liebes Universum, wieder die Möglichkeit hast uns positiv zu überraschen! Klaaar, Pläne haben wir immer noch. Aber ich weiß, dass du mehr drauf hast, viel mehr! Trotz unserer bunten Phantasie und Visionen. Laut Einstein bringt uns schließlich die Logik von A nach B, und die Phantasie überall hin.

Dann also:

Wir

sollten

hätten

könnten

müssten

leben.

Auf geht’s!