Es ist Fastenzeit. Unsere Tochter fastet mal wieder Gemüse und ich faste Tagesschau & Co. Nur nicht durchdrehen, ich kann das große Ganze nicht verstehen, ich kann es nicht ändern, ich will es anders, ich fühle mich so ohnmächtig. Täglich durchgeschleudert von Politikern, die die Weisheit mit dem Zahnstocher gegessen haben. Verbote, Strafen, Angst und Druck bestimmen unser aller Leben. Sind wir nicht klüger geworden um zu kapieren, dass Leben nicht Stillstand sondern Bewegung bedeutet?! Glaubt die Bundesregierung tatsächlich, dass colatrinkende Computerzombies, die den Hintern nicht hoch kriegen zu meinem heldenhaften Vorbild werden?
Uns reicht es jetzt! Wir brauchen dringend wieder das Gefühl irgendwas selbst bestimmen zu können. Mich zermürbt mein Berufsverbot, mir fehlen die Menschen, die ich bewegen will. Unsere Abenteurerseele sehnt sich nach Bewegung. Weg hier, ruft sie. Mach was, aber bloß nicht weiter so! Ja, auch ich habe das ein oder andere Mal schon geschluchzt. In Matthias Arme kurz zusammengebrochen. Wieder hingestellt. Das wird schon. Nee nee, das wird gar nicht, und auch nicht alles wieder gut. Das Einzige was ich ändern kann, das bin ich und meine kleine Welt um mich herum. Die erschaffe ich selber mit meinen Gedanken, Ideen, Worten, Träumen und Taten. Wenn wir nicht ins Abenteuer reisen können, müssen wir es uns wohl selber holen. Corona-Depression du kannst mich mal!!!
Mein letzter Blogbeitrag handelt tatsächlich über unseren Plan im Sommer 2020 nach Schweden zu fahren. Ich hatte danach noch nicht mal die Motivation zu erwähnen, dass wir dort nicht waren. Anstattdessen haben wir uns an die mantramäßigen Empfehlungen gehalten, dass wir doch auch mal etwas länger an einem Platz bleiben könnten und Deutschland ja auch schöne Ecken hat. Ja. Hat es. Zum Beispiel ein wunderschöner Naturcampingplatz an der Müritzer Seenplatte. War prima. Nee echt jetzt. Mit unseren Weltreisefreunden. Also zwei weltreisende Expeditions-Toyos im Unterwegs-sein-Modus mit zwei Weltreisefamilien zwei Wochen am gleichen Platz… war schön, eine Erfahrung reicher, wir lieben jetzt auch Mc Pom, aber bitte nicht noch mal Urlaub machen! Wir sind Nomaden und bleiben es auch. Wir machen kein Urlaub, wir reisen. Und zwar immer noch zu fünft in dem weißem Schiff von Toyo, welcher mittlerweile aufgepimpt wurde mit einem Hochdach um noooch mehr Lebensraum zu schaffen. Welch ein Luxus! Monatelang nach besagtem lebenserweiternden Campingurlaub ringen wir mit uns, ob wir den Toyo nicht doch verkaufen sollen oder mit ihm leben. Erstens: entscheiden wir uns für Letzteres und zweitens: haben wir uns spontan einen weiteren Traum erfüllt. Denn uns ging das Kaminholz aus…
Anstatt also die katastrophalen Nachrichten zu verfolgen stöbern wir Anfang Januar die Kleinanzeigen durch und das Universum war wiederum so zuvorkommend uns ein Waldstückchen in der Eifel zuzusenden. Angeschaut, reingefühlt, gekauft. Selbst der Notar ist begeistert von seinem netten Kurztermin als ein kleines Waldgrundstück von einem jungen Kölner an eine fünfköpfige Familie übergeht.
Gefühltermaßen habe ich meine halbe Kindheit bei meiner Oma in einem kleinen Eifeler Dörfchen verbracht und jetzt gehöre ich wieder dazu. Diese Luft, diese Natur, diese Bäche, die Hügel, diese Erde, die Höfe, das Eifeler Platt! Ja stimmt, früher gab’s auch noch ohrenbetäubende Düsenjets, graue Hausfassaden und Kreuzottern. Das ist jetzt etwas anders. Da wir jetzt Waldbesitzer sind, nehmen wir unsere Verantwortung für die Welt sehr Ernst (insofern Ernst bei Eisengrubers ein ernsthaftes Wörtchen ist) und reichern unseren Verstand mit neuem Wissen an über Forstwirtschaft, Kettensägen, Borkenkäfer, Naturwald, Jagd- und Forstgesetze, Urwald, Waldwerkzeug, Waldsterben, Wildschweine, Baumarten und und und. Das erdet! Das lässt uns wieder spüren, was wirklich wichtig ist. Natur, Wald, draußen sein, was Neues erfahren, Bewegung nur kein Stillstand, beide Füße fest am Boden.
Unser Wald. 3300M² tiefste Südeifel bei Bitburg fast schon Luxemburg. Die Ardennen können wir schon riechen und ein Atomkraftwerk ist wohl auch nicht weit. Von hier aus können wir Belgien, Luxemburg und Frankreich erkunden oder einfach nur den Dinopark und die Teufelsschlucht. Zuhause im Garten versuchen wir verzweifelt zumindest wenigstens ein Bäumchen mal am Leben zu erhalten und verlieren ständig den Kampf gegen die Wühlmäuse. Jetzt gehören uns mit einem Schlag hunderte von Fichten, jungen Buchen, Fichten, Eichen, Fichten, Brombeergestrüpp, Fichten, Birken, Fichten, noch mehr Gestrüpp und Gebäum und noch mehr Fichten. Fichten, die noch junge starke Fichten sind. Die wir ritterlich verteidigen werden gegen die Borkenkäferpandemie und ich vom Kleinod und letztem Fichtenwald Europas träume auf unserem berühmten Stückchen Erde.
Uns gehört ein kleiner Nordhang und der Anfang eines großen zusammenhängenden Waldes, der hauptsächlich in privaten Händen ist. Hände, die allerdings sich nicht viel um ihren Wald kümmern, was ihm unheimlich guttut. Uns gehört quasi die Spitze des kleinen Fingernagels im Vergleich zur ganzen Hand. Und nicht nur das. Uns gehört auch die Welt des restlichen Waldes dahinter und der Dörfer ringsherum, das Rauschen der Baumkronen, das unvergleichliche Vogelkonzert, das Trappeln der Rehe, das Knarren der Bäume, das Rascheln von Muffel, Tuffel und Schnuffel (drei unerschrockene Waldmäuse), der Zauber der feinen Spinnweben, der Duft von Erde und Fichtennadeln und die wärmenden, glizernde Sonnenstrahlen, die von oben durch den Wald wandern und uns immer wieder neue schöne Momente schenken. Sobald wir daheim Trübsal blasen, brauchen Matthias und ich nur kurz an unseren Wald denken und schon huscht ein befreiendes Lächeln durchs Herz. Wir können zurzeit gar nicht abwarten wieder dort zu sein, Waldarbeiter, Wanderer, Forstwirt, Baumkundschafter und Tierbeobachter gleichzeitig zu sein und den Rest der Welt einfach zu vergessen. Auch unsere Mädels reden daheim oft von ihrem Wald und sie zieht es zu ihren Bäumen, Zwergenhäusern und Schatzhöhlen. 2,5 Stunden Anreise sind ein Klacks geworden. Nur Henry ist bisher nicht so ganz überzeugt von so viel Stolperfallen, Unebenheiten, bergabrennen und auf die Nase plumpsen sowie den vielen unerreichbaren Kletterparadiesen, die seine Schwestern erklimmen. Doch bald ist Ostern und dann, ja dann werden wir zum ersten Mal im neuem Dach auf neuen Matratzen im eigenen Wald schlafen. Dank unseres Expeditions-Toyos und unserem eiserngrubernden Willen werden wir in den kommenden Monaten uns mit der Machete eine Schneise schlagen, mit der Kettensäge eine Lichtung schaffen, mit Matthias Offroaderfahrungen durchs Dickicht tasten und unser Leben selbstbestimmt mit Waldabenteuern füllen. Und die Schwedenfähre haben wir alternativ auch wieder gebucht.
Seitdem also: adieu liebes Coronaleben! Zuhausegeblieben sind wir gestern, jetzt bleiben wir im Wald. Ich bin lieber Heldin des Waldes, und stecke auch keinen an. Oder hoffentlich doch! Mit Abenteuergeist! Und mit ebendiesem Geist ist auch das superchaotische Toyoleben zurück. Die Sonne scheint, es bleibt hell, der Frühling erweckt die Natur… halt stop! Wir sprechen hier von der Eifel! April? Nordhang? Wald?… bequem wird das nicht! Nee, es wurde alles andere als bequem… 🙂
Bald mehr von uns! Fröhliche Ostern an euch alle, bleibt in Bewegung, auch im Kopf und lasst euch Anstecken! 😉