10) Urlaub an der Costa del Sol

Nur noch ein paar Stunden, dann legt unsere Fähre ab. Nur noch einmal schlafen. Gestern haben wir die Tickets von Algeciras nach Tanger med gebucht, was komischerweise nicht mit Jubeln und Fanfaren von statten ging, sondern einfach an den Schalter eines dieser kleinen Reisebüros, die es hier an jeder Ecke für die Fährtickets gibt, sich entscheiden wann, wo, mit wem, zu welchen Preis und schon kann man nach Afrika. Vorher vielleicht noch bezahlen. Und die ersten, denen wir das mitteilen, das ältere deutsche Nachbarspärchen, die drei Monate die Küsten von Spanien und Portugal abradeln (uff, schon mit Bus ist das anstrengend), die meinten nur:“ Och naja, das ist ja auch nett.“…Nett?!? Das ist ziemlich viel und „nett“ gehört zwar auch dazu, aber verblasst zwischen: grandios, aufregend, magisch, verrückt, traumhaft, unglaublich, und endlich! Wir hatten ja schonmal so Tickets in der Hand, damals 2012 und diesmal scheint sich kein Typ ein Mohammed-Video ausgedacht zu haben, diesmal fahren wir wirklich, alles ruhig da drüben. In uns eher weniger. Oder naja, eigentlich sind wir gar nicht mehr so aufgeregt, wahrscheinlich weil wir keine Zeit dazu haben, denn was musste nicht noch alles gemacht werden die letzten zwei Tage:
Als erste Amtshandlung hat Matthias erstmal die Cardanwelle, oder wie das heißt, ausgebaut. Das Ding was uns einen Allraddauerzustand vermacht und dadurch die Reifen vorn abgenutzt sind und der Motor komsiche Geräusche abgibt, wenn er zu lange unterwegs ist und wir dann um ne enge Kurve fahren. So lag ein schwarzes, langes Rohr bei uns rum und nun wurde es einfach mit Tragriemen irgendwo unter dem Bus verstaut. Außerdem mal eben die Räder von vorne nach hinten getauscht, was innerhalb eines Spielplatzbesuches getan war. Wow.
Ganz wichtig: ein Ventilator musste her und zwar einer der auf unserer Zweitbatterie läuft sowie eine große Vorzeltplane damit wir hier in Spanien nicht so auffallen in Vorzelt-Überzelt-Megazeltzelt-Zeltstadt-Spanien und damit Susanna sich ein neues Hobby angewöhnt. Denn die ist eine Meisterin geworden im Steinchenklau zum Untersuchen udn dann heimlich mal abschlecken. Das ist ihr sogar ein erster Krabbelversuch wert, aber nur soweit bis das Ärmchen reicht. Sie schaut einen auch direkt schelmisch und schuldbewusst an und gestern sagte sie dann grinsend zu mir „Ah-nein!?!“.
Tja und dann stellte Matthias fest, dass der Druckbarometer an der Gasflasche eigentlich nichts bringt, denn egal wieviel drin ist, es bleibt der gleiche Druck. Wieviel haben wir also in unserer 5kg-Gasflasche zum Kochen noch??? Wir solllten sie besser auffüllen. Aber egal wo wir fragen, so was kann man hier nicht. Doch ein Mesch in ganz Spanien in Estepona 10km von hier kann das, gleich mal emailen und erfahren, dass er von Freitag bis Dienstag nicht da ist. Ähm und jetzt? Matthias bekommt seinen Ingenieur-Blick und eine Glühbirne leuchtet plötzlich auf: Idee! Er bastelt eine Gasflaschenwaage: man nehme die Feder der unnützen Markisensturmsicherung, weitere zufällig verteilte Karabinerhaken, einen Baum, eine 8 Liter Wasserflasche und die zu wiegende Gasflasche. Zunächst wiege man die Wasserflasche indem man misst, wieviel sich die Feder dehnt, dann mache man das Gleiche mit der Gasflasche, man nehme eine mathematische Formel unbd schon weiß man: Aha! Wir haben noch etwa 1kg in der Flasche (allerdings immer noch niemand zum Auffüllen) und nach weiteren Berechnungen wissen wir jetzt, wir kommen noch etwa 1-3 Wochen hin mit unserem Gas dann ist finito. Und dann? Keine Ahnung, wir wollten uns einen kleinen, handelsüblichen Benzinkocher holen, aber auch so was haben die hier nicht. In Marokko wissen wir nicht ob man europäische Gasflaschen einfach auffüllen kann, denn wenn man eine Neue kauft, hat die ne andere Größe und passt nicht in unsere Halterung. Gaskartuschen sind eher blöd, da Gas austreten kann und das ist weniger sinnvoll im Bus, wo wir schlafen. Wir haben noch keine Lösung, sind gespannt wann uns das Gas ausgeht und haben aber das Vertrauen, dass schon irgendwie was kommen wird, verhungern werden wir schon nicht. Immerhin, wenn schon nix klappt, tut sich ein anderes Türchen öffnen:wir haben heute den marrokkanischen Campingführer kaufen können, den wir daheim vergessen hatten zu kaufen. Ganz unverhofft stand er da, in einer der Fährticket-agencias und wo ich nur deswegen hinging, weil die gegenüberliegende Bank mir sagte, dass sie kein Geld tausche (ist ja auch nur ne Bank), dafür aber die Reisebüros. Kopfschüttelnd betrat ich die Agentur und die zwei Frauen sagten mir sofort, „No! No es possibile!!!“ Als ich ging, rief die eine mich dann doch zurück, sie habe noch Dirham gefunden, sie könne tauschen. Zu welchen Kurs auch immer, aber sie tippte was in ihren Taschenrechner… Glücklich mit meinen Dirham und Campingplatzführer will ich gerade gehen, da werde ich laut schimpfend zur Rede gestellt: „Wherr didd ju bookk?!“ Ähhhmm, not here. „Jes! Butt wherr?!“ I don’t really know, we just take the first agency on the road. “Whatt price did ju pay?!” Well, 135 Euros. “Ooooooohh!” Ohnmachtsanfall? “Oh!! Nott gudd!!! Tuuu much!!!” Naja, es war weniger als wir dachten. „Here! Next time you go tu marrokko ju bookk herre!!!“ Ok. “No! Not okay! Herre!! This is the cheapest! Never bookk anywhere else!!!” Uns sie drückte mir vehement ihre Visitenkarte in die Hand, so dass ich schon anfing zu überlegen wie ich das mache, dass wir gleich nochmal nach Marokko fahren.
Jetzt aber erstmal das erste Mal. Matthias und ich haben gerade festgestellt, dass Susanna und Maja uns so dermaßen einbinden mit ihrer ewigen Im-Hier-Und-Jetzt-Leberei, dass wir gar nicht mehr dazukommen aufgeregt zu sein. Und jetzt ist es auch schon so, dass wir alles vorbereitet haben und uns automatisch mit. Naja, uns wird das Herz schon noch kurz in die Hose rutschen auf der Fähre, wenn die Zwei uns lassen. Maja hat zumindest schonmal erklärt, dass sie sich besser hinsetzt auf dem Schiff.
Nach entspannten, sonnigen Urlaubstagen an Meer, Strand und Kinder-Pool sind wir nun morgen Samstag um 10 Uhr auf den Weg in eine andere Welt. Afrika! In eine andere Religion, die laut Reiseführer das alltägliche Leben bestimmt, wie kaum eine andere Religion. In eine andere kulinarische Kultur, die die beste der Welt sein soll. In ein Land voller echter Mystik, für die Marokko bekannt sein soll. In ein Land mit König, Koran und kaum Kriminalität (zumindest weniger als in Deutschland, um euch mal etwas zu beruhigen). In ein Land voller Abenteuer, Geschichten, Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge und allem was dazwischen ist.
„Auf auf!“ sagte das Leben.

Zur Zeit keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Folgt uns! Hier findet ihr noch mehr Bilder, Abenteuer und Gedanken von uns:

Facebook: https://www.facebook.com/itchyfeetwithkids/

Instagram: itchyfeetwithkids

Unser Landcruiser

Die Autorin

Gestaltung und Texte entspringen meistens aus meinen wirren Gedanken. Fotos, Lektorat und Kritik fallen in Matthias‘ Bereich. Geht aber auch anders herum. Schreiben und kreatives Zeug gehören zu meiner Leidenschaft und ich freue mich, wenn ich Menschen dadurch zum Lesen, Reisen, Träumen, Nachdenken oder Schmunzeln bringe. Viel Freude also hier auf unserer Familien-Reise-Abenteuer-Seite! Eure Miri

Und das schreibt ihr!