8) Wildes Zarautz

Auf Reisen sein heißt auch Menschen begegnen. Menschen, die meistens was zu erzählen haben, und dies auch gerne tun. Selbst wenn sich die Begegnungen bisher nur auf Campingplätzen abspielen, so sind die Geschichten doch sehr erfrischend. Wie zum Beispiel das deutsche Pärchen, das sich ein halbes Jahr radelnd von Tarifa (Südspanien) über die Küsten nach Schweden bewegt. Der wohlgenährte Hamburger Rentner mit dem provokativen Spruch „Wir verprassen das Erbe unserer Kinder!“ auf dem Mega-Elite-Wohnwagen, der nun nachdem er Kraftwerke versicherte, ein Flugzeug im eigenen Keller und Baggermaschinen für den Gotthardt-Tunnelbau gebaut hat, 10 Monate im Jahr mit seiner Frau durch Frankreich und Spanien tourt. Oder ganz berührend: der strahlende 83 Jahre junge Engländer aus Cornwall, der sich gerade Pizza bestellt hat und uns etwas abgeben wollte und erzählt, dass er und seine rückenkranke Frau immer versuchen im Hier und Jetzt zu leben und jedes Mal einfach dankbar für jede Reise sind, die sie noch machen durften. Er kutschiert seine Frau durch’s ganze Land, da sie kaum noch gehen kann, wohin sie möchte, „as long as she is happy… “. Matthias zieht diese Menschen irgendwie magisch an. So werden wir bestimmt mehr in den Genuss von skurillen, magischen und interessanten Bekanntschaften kommen.

Die Energizer-Bunnys scheinen tatsächlich zu schlafen in ihrer Koje. Wieso kann eigentlich soviel Energie in einem so viel kleinerem Körper als den Meinem stecken?!? Selbst nach dem zweiten Tag Wind, Meer, Strand, Sonne, Regen und noch mehr Wind, selbst nach zwei Tagen nur draußen sein, nach neun Uhr fällt Maja immer noch nicht ins ersehnte Koma. Und weil Maja nicht schläft, schläft Susanna natürlich auch nicht.

Die Tage hier in Zarautz an der baskischen Küste tun uns allen richtig gut. Wir sind dann letztens doch weiter durch Frankreich gedüst, da ein Pausentag wegen waagerechten „Cat-and-Dog“ Regen ausfiel. Gedüst heißt in unserem Fall dann mit 35-60 km/h die 5% Steigungen bergauf durch die wunderschönen Vulkanberge der Auvergne (und es geht immer bergauf!) und mit Höchstgeschwindigkeiten von 90km/h an der Atlantikküste entlang. Zwischendurch wieder den ein oder ander Spielplatz mitgenommen oder auf dem menschenleeren Carrefour-Parkplatz Fußball gespielt. Wir sind einfach so lang gefahren bis der Regen aufhörte. Nun stehen wir auf einem Hügel in Zarautz mit direkten Blick auf DIE Strandbucht, bei der wir vor anderthalb Jahren unsere Reise ausklingen lassen haben mit den Worten „Uuii ist das schön hier. Hier müssen wir unbedingt nochmal hin!“ War das eine Überraschung!

Und was für eine Überaschung als wir gestern mit dem Buggy den Hügel runter zum Strand wollten: 432 Stufen runter (ich hab sie heute gezählt!), und hoch dann mit einem einstündigen, steilen Umweg ohne Stufen, dafür mit Majas Klageliedern (sie muss eine Kuscheldecke haben, da sie pitschnass ist, kein Dizi dabei und wir Rabeneltern geben ihr einfach nicht genügend Schokolade), die dann plötzlich übergingen in „Weitaaaaaaa!!!“ als Matthias es wagte stehenzubleiben um mal was zu trinken. Die schroffen Felsen der Küste und die rauhen Wellen des Meeres begeistern nicht nur uns. Immerhin wissen wir jetzt, dass eine Regenhose keine Meereswellenhose ist. Und Susannas Hose im Zweifelsfall dann auch der Maja passt. Heute waren wir schlauer und haben beide in die Tragen gepackt, sind bei kalten Windböen, den Strand entlang bis ins Städtchen gewandert und konnten ein wenig spanisches Küstenstadtleben schnuppern. Kleine Gassen, laute, fremde Stimmen, Wäsche und Kabel über den Köpfen, leckere Köstlichkeiten, Kinder, die püppchenhaft hergerichtet auf den ungesicherten Spielplätzen rumtoben, Einkaufen in unscheinbaren alten Supermercados, Spanier bzw. Basken, die uns Wege oder die Speisekarte erklären und wir so tun als würden wir sie verstehen und überall allen die frische, salzige Meeresluft. Auch die Klimaerwärmung lässt grüßen: wir erfahren, dass das wilde Meer einen erheblichen Teil der Landzunge am Fuße des Hügels weggeschwemmt hat und dadurch plötzlich die letzen Wrackreste des alten Schiffes unten am Strand freigespült wurden, von dem man gar nicht wusste, dass es existiert. Man sieht dann auch plötzlich die Küstenmauer und die Restaurantmeile mit anderen Augen und entdeckt die beeindruckenden, meterhohen Einbrüche und Risse. An einem Balkon hatte sich jemand sogar einen Rettungring hingehängt.

Eine Woche ist nun insgesamt vorbei. Eine Woche und etwa 1500 gefahrene Kilometer. Leider sind Matthias, der Bus und Steffi sich eindeutig uneinig wieviele es nun tatsächlich sind. Nach zwei Tagen Auszeit freuen wir uns auf die Weiterfahrt. Denn der Campingplatz füllt sich seit heute mit den coolsten Surfern der Welt, den elitesten Riesencaravans und den spanischsten Familien und wir hätten ganz gern mal etwas weniger anstrengendes, wildes Wetter. Auf ein Neues also in die Extremadura!

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Die Autorin

Gestaltung und Texte entspringen meistens aus meinen wirren Gedanken. Fotos, Lektorat und Kritik fallen in Matthias‘ Bereich. Geht aber auch anders herum. Schreiben und kreatives Zeug gehören zu meiner Leidenschaft und ich freue mich, wenn ich Menschen dadurch zum Lesen, Reisen, Träumen, Nachdenken oder Schmunzeln bringe. Viel Freude also hier auf unserer Familien-Reise-Abenteuer-Seite! Eure Miri

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