4) Wolke? Welche Wolke?!?

So, dann wag ich mich auch mal ans schreiben. Die Miri hat ja mit ihren Artikeln und Humor die Stange für einen rustikalen Bayern, ein Stamm der ja eigentlich nicht für große literarische Leistungen bekannt ist, hoch gesetzt. Naja, Herrn Kemme, meinem Deutschlehrer aus der 5. Klasse, bei dem es mit viel Glück immer nur zur Vierminus reichte, würde es freuen, dass ich mich ranwage.
Nun, wie die Miriam schon erwähnte, fehlt eigentlich nur noch ein kleines, nicht wirklich wichtiges Detail, für unsere Abfahrt. Nähmlich ein funktionierender Bus. Und genau den haben wir im Moment nicht. Der Plan war: schön gemütlich einen neuen Motor über den Winter aufzubauen und diesen in der Luftwaffen-Motorsportgruppe einzubauen. Hat auch recht gut geklappt, bis ich das Ding im Bus hatte und der nicht richtig anspringen wollte. Folgendes spielte sich daraufhin in besagter Motorsportgruppe ab:

Anlassversuch 1 (ca. 10 Minuten):

Anfänglicher Geisteszustand: Optimistisch, zuversichtlich. Ist ja alles neu und von mir persönlich alles streng nach Vorschrift zusammengebaut. – Minuten langes Orgeln – Motor springt nicht an. – Restliche Schrauber in der Werkstatt: Werfen interessierte Blicke herüber. – Geisteszustand: Noch optimistisch, zuversichtlich. Ich muß nur die Luft aus den Dieselleitungen bekommen, dann springt der schon an! – Weiteres intensives Orgeln, Batterie wird schwächer. Mist, gleich ist’s vorbei! Motor springt an. Läuft, hört sich ok an. – Restliche Schrauber in Werkstatt: „Ahh, hört sich doch gut an!“ – Geisteszustand: Pure Euphorie! Gleich die Miri anrufen, dass der Bus läuft!!! – Bus raus fahren und warm laufen lassen, um die Mitschrauber nicht zu vergiften. – Bus schafft‘s genau bis 2m hinter die Hebebühne, Motor stottert, raucht und geht aus. Springt nicht mehr an. – Geisteszustand: Verwirrt, leicht nervös, Schweißbildung. Grübeln was es sein könnte.
Nach mehreren fruchtlosen Anlassversuchen zwischen denen der Motor manchmal 5 Sekunden unter leicht erhöhter Rauchentwicklung vor sich hin stotterte, waren plötzlich gefühlte 15 Helfer da, die den Bus und mich Richtung Tür schoben, um wahrscheinlich das letzte bischen saubere Luft in der Werkstatt zu retten. Unter unisonen Anweisungen von Allen, in welche verschiedenen Richtungen ich nun zu lenken hätte, und meine nur partielle Zuweisung an Gehirnkappazität für das erforderliche Navigieren (den Großteil brauchte ich ja zum Grübeln über den Motor) liessen das Bus-aus-Werkstatt-entfernen-Manöver beinahe schief gehen. Aber schließlich war er dann doch vor der Tür.
Weiteres sinnloses Orgeln vor der Tür. – Stottern. – Nichts. – Zurufe: „ Da stimmt was mit der Spritzzufuhr nicht, hast du den Förderpunkt der Pumpe eingestellt?“ – Natürlich nicht! Dafür benötigt mann ja laut superschlauem „Jetzt Zerlege ich mich selbst“ Buch, das VW-Spezialwerkzeug 2066, was natürlich jeder Schrauber sofort zur Hand hat. – Geisteszustand: Resigniert, entäuscht. – „Wie bringe ich das der Miri bei, nachdem ich schon angerufen hatte mit: „Er läuft!!!“ bei? Wo krieg ich jetzt das s&%!§ß Spezialwerkzeug 2066 her und was ist das überhaupt?“ … … …

Tage später, Anlassversuch 2 (ca. 2 Stunden):
Geisteszustand: „Ich Depp hätt mal früher schauen sollen!“ – Spezialwerkzeug 2066 gibt’s tatsächlich in der Ebay für 14 Euro. Eigentlich ist es so, dass wenn man Spezialwerkzeug schon liest, lacht man, blättert weiter und holt meist den größten Hammer. Naja jetzt ist das gute Stück in meiner Hand, der Bus ist wieder drinnen, dank freundlicher Helfer und meiner geistigen Anwesenheit ohne Beinahe-Unfall. – Zündpunkt eingestellt. Erneuter Anlassversuch. – Nichts! – Weiteres minutenlanges Orgeln. – Nichts! – Geisteszustand: Extrem nevös, Angstschweiß! – Motor läuft und stottert, extreme Rauchentwicklung – Werkstattwart “ Schalt aus! Die Rotzkarre!“ – Kommentare von Mitschraubern: „Boahh!?! Schau der mal die Wolke an!!!“ – Ich: „ Ich seh keine Wolke.“ – Werkstattwart merkt, dass ich Hilfe und vor allem mentale Unterstütung brauche, da ich nervös zwischen Motorraum und Zündschloß hin und herschieße. Auch wird mir der Abluftschlauch für über den Auspuff empfohlen. – Weitere Anlassversuche, Batterie leer, Zweitbatterie wird angeschlossen. – Ich: „Keine Ahnung, ich muß erst nach Hause und mal im Internet schauen, was ich falsch gemacht habe.“ – Werkstattwart: „Komm das schaffen wir jetzt! Der läuft doch fast schon!“ – Ich vertraue dem Mann, da ich wirklich nicht mehr weiter weiß. – Geisteszustand: Leere. – Weitere Anlassversuche, zweite Batterie leer. –Werkstattwart: „Komisch, der bekommt keinen Sprit, vielleicht ist die Pumpe kaputt! – Geisteszustand: „ Alles, nur nicht die Pumpe! 500 Euro kostet die!!!“ Letzte Chance: Zugeben, dass ich keine Ahnung habe und den erfahrenen Mechaniker, der auf der anderen Seite schraubt, fragen. Ich zu Mechaniker „Weist du warum kein Sprit kommt?“ ¬ Mechaniker: „ Du bist doch Ingenieur, überleg mal.“ – Ich unter knirschen: „ Ja, aber kein KFZ Mechaniker, ich weiß nicht mehr weiter.“ – Mechaniker „ Hast du die Leitungen entlüftet?“ – Ich: „Im Buch steht, das System wär selbstentlüftend.“ – Mechaniker „Das Buch kannst vergessen! Schauen wir mal. Orgel mal!“ – Nach einigem Orgeln, Entlüftungsversuchen, Kommentaren vom Mechaniker „Der Motor ist top, das hör ich schon!“ und einer Panikeinlage vom mir, da Abgasrauch durch den Abluftschlauch unter der Batterie entwich und dadurch für wie ein Kabelbrand aussah, springt der Motor an und läuft! Geht aber wieder aus. – Mechaniker: „Der zieht Luft, musst mal gucken wo das Leck ist.“ – Ich fang an Schlauche zu kontrollieren und entdecke, dass ich eine Enlüftungsschraube nicht festgezogen hatte! Na toll! – Angezogen, Motor läuft gut im Stand, hat aber noch ein Problem beim Gas geben.
Anscheinend brauch ich doch neue Einspritzdüsen (Miri, keine Drüsen! Die gibt’s nur beim Erpel und nicht am Bus 😉 ), da die meine Reinigungsaktion wohl nicht so toll fanden wie ich. Und auf die warten wir jetzt! Und da ich eh warte, hab ich mal die Vorderachse auseinander gerissen und installier ein neues Radlager (Pendant zum Spanien-Trip) und neue Gummibuchsen. Delirium Schraubens….
Geisteszustand: Optimistisch, zuversichtlich. Ist ja alles neu und von mir persönlich alles streng nach Vorschrift zusammengebaut. Wer dazu lernt, ist selbst dran Schuld.

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Die Autorin

Gestaltung und Texte entspringen meistens aus meinen wirren Gedanken. Fotos, Lektorat und Kritik fallen in Matthias‘ Bereich. Geht aber auch anders herum. Schreiben und kreatives Zeug gehören zu meiner Leidenschaft und ich freue mich, wenn ich Menschen dadurch zum Lesen, Reisen, Träumen, Nachdenken oder Schmunzeln bringe. Viel Freude also hier auf unserer Familien-Reise-Abenteuer-Seite! Eure Miri

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