8) Eforie

Heute war Matthias und mein erstes Mal! Sogar zweimal! Das eine Erste Mal war am Strand am Schwarzen Meer. Wir beide haben nun schon einiges erlebt und waren sogar am Ende der Welt und haben Richtung Antarktis gespuckt. Wir haben ein Haus renoviert und ein Kind gezeugt. Aber wir lagen noch nie zusammen am Strand! Heute war unser erster gemeinsamer Strandtag! Das Meer toste uns seine Wellen entgegen und wir haben sogar den großen Zeh ins Wasser gehalten. Nein, stopp, Matthias hat den Zeh rein gehalten und als eine Welle seine Füße nass machte, widmete er sich lieber seinen Kameras. Ich habe es etwas länger ausgehalten und spazierte kneippkurenmäßig durch die Wellen, bis dass ein Schwung kaltes Wasser mir bis zu den Oberschenkeln schwappte. Brrr, noch keine Badezeit! Doch ein kleiner Junge belehrte uns eines Besseren, rannte immer wieder ins Wasser und er hatte unsere volle Hochachtung. Danach schnappten wir uns Decke und Buch, und lagen einfach ein paar Stunden im Sand, atmeten die die frische Salzluft ein und ließen uns von ein paar Sonnenstrahlen wärmen. Der Strand hier ist einer der saubersten Strände der Welt, schätze ich, was man von so manch Acker oder Wiese hier nicht immer behaupten kann. Der warme, weiche Sand tat unseren kreidebleichen Füßen gut und erst als der Hunger sich meldete, trennten wir uns vom Meer.
Obwohl Eforie eines DER Touristenstrandorte am Schwarzen Meer sein soll, waren wir doch ziemlich erstaunt über die Hotelruinen und hunderte von seit Jahren nicht weiter gebauten Hotels und Restaurants. Wir kommen uns hier ein wenig vor, wie in der Nachkriegszeit. Der Kommunismus hatte anscheinend keinen Sinn für Ästhetik.
Oder gesundes Essen: heute morgen konnten wir zwischen drei Frühstücksvariationen wählen. Ich nahm wie üblich hier Spiegelei, Schinken, Brot und Marmelade. Matthias war schon etwas mutiger und entschied sich für ein Frühstück, ohne zu wissen, was dahinter steckte. Es handelte sich um einen großen Teller voll gebratenen Fleischsorten und Würstchen, ein wenig Käse, dazu eine Zwiebel und Senf. Uff, jetzt wissen wir auch warum, die Menschen hier alle so kräftig, stämmig und fest gebaut sind. Keine Chance für eine schlanke, gesunde Linie. Und in Deutschland macht man sich Gedanken, wie oft man in der Woche Fleisch essen sollte, ob überhaupt, wie ungesund wohl Weissbrot ist, wieviel versteckter Zucker in Marmelade steckt, und wie man um Himmels Willen um Bratenfett herumkommt! Die Antwort liegt auf jeden Fall nicht in Rumänien. Auch von rauchfreien Restaurants geschweige denn Nichtrauchen in rauchfreien Zonen scheinen sie nicht viel zu halten.
Dafür sind sie wohl doch nicht so schlitzohrig, wie wir die letzten Tage noch dachten. Die Kleingruppen an Männerversammlungen an jeder Straßenecke schauen zwar immer alle ziemlich illegal drein, doch reden die wahrscheinlich auch nur über’s Wetter. Und beklauen tun sie einen auch nicht den ganzen Tag. Wir sind halt doch nur zwei Schussel auf Reisen, die gerne Mal was irgendwohin verlegen oder gar verstecken um es danach nie wieder zu finden. Was soll ich sagen: wir sind wieder um 100 Euro, Reisepass und Autopapiere reicher. Den Polizisten hätten wir letztens ja am Liebsten geköpft nachdem er uns mehrmals fragte, ob wir wirklich wirklich wirklich alles durchgeschaut haben. Ja!!! Haben wir!! Ganz wirklich!! Nerv! Er hätte vielleicht fragen sollen: Kann es sein, dass Sie in dem unteren Fach des Rucksacks nicht ganz genau hingeschaut haben? Auch das hätten wir wahrscheinlich vehement bestätigt und hätten ihm das eventuell sogar nochmal demonstriert und dann wäre Matthias schon vor zwei Tagen beim Badeschlappen raus kramen der weiße Gurtbeutel in die Hände gefallen… Heieiei, so staunten wir heut nicht schlecht als er plötzlich mit den „gestohlenen“ Sachen dahockte und mich anschaute wie ein begossener Pudel. Wir brauchten einige Zeit um diese Erleichterung, und Unnötigkeit zu verkraften.
Wir folgten unserem Reiseführer in ein Dorf, wo wir nach Schlammkuren und Heilbädern Ausschau hielten. Doch die Autoren dieses Führers schienen nicht immer dort gewesen zu sein, wie sie behaupten, denn das gesuchte Spa-Hotel war nicht im nächsten Ort sondern nur ein paar Meter von unserer eigenen Unterkunft entfernt. Für morgen haben wir nun zwei Anwendungen gebucht: Matthias darf ein Schlammbad nehmen in schwefelhaltigen Moorschlamm und ich wählte auf Rat der dortigen Ärztin hin ein „Bath of plants“, da der Schlamm auf meinen Bauch zuviel Druck ausübt. Noch jetzt genieße ich ihren überraschten Ausruf als sie fragte wie weit ich wäre: „Seventh? Ah, week… What month?!? Oh what?? You are looking soo small!“ Und ich komme mir eigentlich vor wie eine Tonne…
Eben hatten Matthias und ich dann unser zweites Erstes Mal: im Schwimmbad. Wir waren zum ersten Mal zusammen im Schwimmbad und lagen zum ersten Mal gemeinsam im Whirlpool. Unser Grand Hotel ist wie vieles hier manchmal eher Schein als Sein, aber das Schwimmbad und der Pool konnte einiges! Nach ein paar Schwimmbahnen wollten wir gar nicht mehr aufhören alle Knöpfe des Whirlpools auszutesten bis wir in einer unterwasserbeleuchteten Diskolicht-Wanne alle Blubber- und Massagepumpen gleichzeitig an hatten.
Nach unseren Schlamm- und Kräuterbädern geht’s morgen dann weiter zum Donaudelta. Schnell noch eine Bestellung ins Weltall schicken, dass die zu Ostern überhaupt Schifffahrten anbieten. Heute hat’s ja geklappt mit den Wunscherfüllungen: Matthias konnte Unterhosen kaufen und Salat zu Mittag essen und ich habe nach dem vierten Mini-Market endlich meinen Kakao gefunden. Unglaublich, dass die hier sowas nicht kennen. Wärmflaschen und Kakao wären bestimmt ein Importschlager! Dazu ein geschmackvolles Hotel fertig bauen und zum Frühstück echten Orangensaft statt Pulverwasser servieren…