7) Busteni – Sinaia – Efori

Auf zum Meer! Und wir haben es tatsächlich geschafft und genau das sind wir jetzt auch! Hey und wir haben noch alle vier Reifen am Auto, unser Auto wurde nicht ausgeraubt, wir übrigens auch nicht und man hat uns nicht nochmal übers Ohr gehauen.
Heut morgen konnten wir den Sonnenaufgang, der die Berge rötlich zum Schimmern brachte, sogar vom alten Quietsche-Bett aus beobachten und mit einem köstlichen Omelett mit Käse und selbstgemachte Rhabarbermarmelade starteten wir den sonnigen Tag. Die ältere, sehr bemühte und sympathische Köchin konnte nur ihre eigene Sprache und so wetteiferten wir mit weiteren Frühstücksvokabeln lernen und strahlten vor stolz als wir weitere zwei Milch (doi lapte), Marmelade (dolceata) und (si) Butter (unt) richtig bestellten. Dieses Hotel, was so vieles nicht bietet, was es angeblich bietet, selbst das Frühstück mussten wir auf einmal zusätzlich zahlen, ist bisher eine der wenigen Orte, die eine absolut geräuschlose Umgebung hatte. Ansonsten wird man hier oft von Straßenlärm oder Musik beschallt, insofern man den Romanian-Eurovision-Song-Kontest-Pop als Musik bezeichnen möchte. Alle Häuser werden grundsätzlich nah beieinander verbaut, so dass man Nachbarn, Nachbarhunde, Straßen und Partys immer schön mitbekommt, und in Hotels kommt noch hinzu, dass die Wände unangenehm dünn sind…
Wie schon gestern erwähnt, haben wir extra in Busteni übernachtet, weil wir unbedingt mit der Gondel hoch auf die Berge wollten. Das Universum ist wohl der Meinung, dass man als Schwangere besser nicht da hoch fährt und blies der Gondel so viel Wind ein, dass sie nicht fuhr. Auf die undurchsichtigen Angebote der Taxifahrer vor Ort uns per Taxi hoch in die Berge zu bringen und dabei auch noch Höhlen, Kirchen in Höhlen, Seen und Berge zu besichtigen, war uns dann wiederum zu unsicher, zumal man im Infobüro erklärte, die Straßen seien voller Schnee und mit dem eigenen Auto „verry dangerrrous“. Na gut, dann halt weiterfahren, mittlerweile wundert uns nichts mehr und wir sind neugierig auf das was als nächstes kommt.
Und keine zehn Minuten später kamen wir in die unglaubliche alte Bergstadt Sinaia mit alten Häusern und Villen und folgten der Eingebung, dem hiesigen Gondelschild zu folgen, auch wenn unser manchmal doch sehr unzuverlässige Reiseführer versicherte, dass montags dort grundsätzlich keine Gondeln fuhren. Eine nigelnagelneue Gondel in Pink (Rumäniens In-Farbe) erwartete uns, doch mussten wir zunächst wieder unser trockenes Brot an zwei allerliebste Hundekinder opfern.
Das Schweizer Gondel-Meisterstück transportierte uns dann erst auf 1400m pinky Ostblock-Ski-Mittelstation. Eine weitere Gondel sollte uns ganz hoch bringen, wo wir auch zufälligerweise ankamen. Denn beinahe wären wir statt hoch, wieder runter gefahren, nachdem wir einfach blöd wie Stroh ein paar Leuten folgten, uns noch wunderten, dass mein Ticket nicht funktionierte und der Gondelfahrer mich woanders durch lotste zur der Gondel, die deutlich nicht Richtung bergauf fahren konnte. Als auch  Matthias nicht durch die Schranke kam, winkte uns der Fahrer ganz aufgeregt raus, schimpfte auf uns ein und schickte uns kopfschüttelnd wieder zurück. Wir verstanden die Welt nicht mehr und erst ein paar andere Arbeiter erklärten uns mit Händen und Füßen das Offensichtliche. Unser Brett vorm Kopf fiel hörbar zu Boden und wir mussten so laut lachen. Damit sind wir jedoch seit der Grenze so ziemlich die Einzigen, also die mit Humor, denn Rumänen lachen nicht. Schublade auf, Rumäne rein, Schublade zu. Entschuldigt, ich mag das Augenzwinker-Schubladendenken. Natürlich können auch Rumänen lachen, allerdings nicht ommer mit uns Touris und sie verstecken es sehr gut. Und wenn doch gelacht wird, dann erstirbt es spätestens, wenn sie Fotos voneinander machen. Verkehrte Welt.
Die nächste Gondel schaukelte uns über weite Hügel und tiefe Schluchten bis auf 2000m, wo wir einen wunderschönen Blick über die Karpaten und einigen Skianlagen genossen. Der eisige Wind pfiff uns um die Ohren und wir spazierten ein wenig über die sanfte Schneedecke. Dick eingemummelt schlürften wir draußen noch eine heiße Schoki machten uns wieder auf den Rückweg, hofften noch vergebens auf die letzte Chance einen Bären zu entdeckten und begaben uns dann auf den Weg Richtung Schwarzes Meer.
Die Landschaft wurde schnell grüner und der Frühling kehrte auf unsere Reise zurück. Wow, wir haben tatsächlich einmal die transilvanischen Karpaten überquert und das war wirklich trotz einiger Stolpersteine ein tolles Erlebnis. Doch wollten wir Draculas Grab nicht verpassen und ließen uns von der verwirrten Nüvi-Steffi in das Dorf Snagov bringen. Weiter aber auch nicht. Nicht nur das Navigationsgerät war verwirrt auch wir irrten durch das Dorf, indem gerade jederman und -frau beschäftigt war Zäune zu streichen, neue Bürgersteige zu kehren, den Straßenrand zu bepflanzen oder zu fünf bis sechs Arbeitern mal wieder um eine neu gegrabene Grube zu stehen und rein zu starren wie der Kollege dort gräbt. Als klar war, dass wir irgendwie das Grab verpasst hatten, machten wir Halt an einem schönen Seeufer und freuten uns auf ein ruhiges Picknick.
Kaum ausgestiegen, parkte ein Auto neben uns und der Typ spazierte etwa ein Zentimeter an unserem Auto vorbei und starrte Chips mampfend und nichtssagend in unser Auto, während ich auf der anderen Seite ein paar Picknicksachen raus kramte. Ein weiterer Mann kam mit dem Fahrrad und hielt an unserem einsamen Steg, hinten fuhr ein Polizeiwagen am Steg vorbei und auf einmal paddelte auch noch ein kleines Boot auf den Steg zu mit vier weiteren Männern. Ja, genau uns wurde auch ganz schön mulmig. Man kann es auch paranoid nennen, denn wahrscheinlich brauchte der Chipsmann einfach mal ne Pause von seiner Frau und spazierte zum Steg, der Fahrradfahrer holte nur seine Freunde aus dem Boot ab und die Polizei machte ihre übliche Nachmittagsrunde. Doch ich hatte die Schnauze voll und hätte am Liebsten alle nacheinander angeschnauzt, dass man hier nicht mal in Ruhe sein Picknick machen darf, unser Geschirr in Ruhe von unserem ausgelaufenen Spüli befreien kann, und sich einfach mal keine Gedanken machen muss, ob man nicht das nächste Schlitzohr vor der Nase hat. Wütend packten wir die spüliverschmierten Klamotten und das Essen wieder ein, denn die Situation entspannte sich nicht wirklich. Außerdem wurde das Wetter sowieso schlechter und so musste eine Tüte Chips ausreichen unseren Hunger zu stillen. Wir ließen den toten Dracula unbeachtet hinter uns, quälten uns durch die Bukarester Vorstadt-Rush-Hour mit Schlaglochfallen und mal wieder den schon vertrauten unlogischen Überholmanövern und es begann eine ruhige Geradeausfahrt Richtung Constanta, deren einziges Highlight die Sanifair-Toilette (wobei die bisherigen Toiletten nicht den Horrorgeschichten von Reiseführern und -berichten entsprechen) und Matthias sein leckeres, warmes Tortilla war.
Es ist Zeit für Entspannung und Pause! Wir haben uns entschlossen an einen der berühmten Schwarzmeerstrände für mindestens einen ganzen Tag zu Relaxen, quartieren nun im „Grand Hotel“ in Eforie, wo Matthias als Tagesbonus  noch das Bad unter Schaum setzt, und schauen mal, wo wir morgen einen Wellnesstag einlegen, denn hier gibt es die berühmten, heilenden Schlamm- und Salzbäder und andere entspannende Anwendungen und schöne Strandabschnitte zum Spazieren und Meeresluft schnuppern.Rumänien

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Die Autorin

Gestaltung und Texte entspringen meistens aus meinen wirren Gedanken. Fotos, Lektorat und Kritik fallen in Matthias‘ Bereich. Geht aber auch anders herum. Schreiben und kreatives Zeug gehören zu meiner Leidenschaft und ich freue mich, wenn ich Menschen dadurch zum Lesen, Reisen, Träumen, Nachdenken oder Schmunzeln bringe. Viel Freude also hier auf unserer Familien-Reise-Abenteuer-Seite! Eure Miri

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