11.-15.10. Pisco Elqui Meine erste chilenische Busreise war wirklich kurz und angenehm. Die Sitze sind wie Betten und kaum dreht man sich um sind 6 Stunden vorbei und ich landete in La Serena, wo ich irgendwie einen Bus finden musste der ins Valle Elqui faehrt. Um 6 Uhr morgens. Keiner der weiss wann, nirgendwo was angeschrieben und sowiso keiner da. Also einfach mal abwarten was denn so passiert und tatsaechlich kommen immer mehr Menschen, die mit mir warten und so lernte ich Belinda kennen, eine indische Australierin in Chile lebend und auf der Durchreise um mal eben innerhalb eines Tages nach Pisco und zurueckzufahren. Wir beide hatten einen sehr lustigen, erlebnisreichen Tag. 2 Stunden lang faehrt man durch gruene Taeler und sandige Berge bis man im kleinen Dorf Pisco Elqui ankommt. Ich hatte mir ein suesses Hostel rausgesucht, wie alle Haeuser hier aus Lehm gebaut mit einem verwilderten Garten zum Relaxen. Die sagten zwar, sie hätten nichts mehr frei, aber ich solle einfach mal das Gepäck dalassen und später wiederkommen und am Abend war dann doch ein süßes buntes Einzelzimmer für mich da. Welch ein Glueck, dass genau an unserem Ankunftstag ein katholisches Fest gefeiert wurde und so waren die Strassen voll mit bunt bekleideten, maskierten Chilenen, die am fruehen Abend in einer karnevalistischen Prozession mit viel Radau, Trommlern, Floeten, Gesang und Gebeten mit einer buntgeschmueckten Madonna auf einer Saenfte durch die Strassen zog. Wir staunten nicht schlecht, das ganze Dorf mit seinen vielen Kindern war kostuemiert und auf den Beinen. So viel Trubel und Party am Sonntag herrschte, so wenig ist seit den letzten drei Tagen was los hier. Pisco ist auf einmal wie eine Geisterstadt und mit Luciano bin ich nun die Einzige, die das Hostel bewohnt. Der junge, verrückte Ingenieur fuer Solarenergie bringt mir chilenisches Kauderwelsch bei, wir haben Lagerfeuer und Sternenhimmel fuer uns alleine, und da er sich hier gut auskennt, erhalte ich einen Geheimtipp nach dem anderen. Mittlerweile versuche ich mich sogar schon in tiefgruendigen Gespraechen auf spanisch, mit minutenlangen Satzbauweisen, bei dem mein Spanischlehrer die Haende ueber den Kopf zusammenschlagen wuerde. Eigentlich wollte ich ja am ersten Tag mal endlich entspannen, mein Buch lesen, Musik hoeren und in der Haengematte schaukeln. Doch wie dumm, da stand ein Mountain Bike und schon war es meins und ich fuhr (und verfuhr mich) unter blauen Himmel durch wildes, trockenes Land, neben und durch einen Fluss, umgeben von ockerfarbenen Bergen, und viel Hitze. An einer “Tankstelle” (bedeutet: man besorgt sich Wasser- und Colaflaschen mit Benzin und fuellt diese in eine abgeschnittene weitere Colaflasche mit Schlauch, als Trichter dienend in seine Klapperkiste) fiel ich vor Durst und Hitze fast um, doch nach einigen Minuten hatte ich das Kuenstlerdorf Horcón erreicht, die lauter, tolle Groß- und Kleinigkeiten aus Naturmaterialien die genau auf mich gewartet haben und die ich leider alle nicht mitschleppen kann. Zurück wähle ich lieber die Landstraße, nachdem ich ein Hund-mit-Katze-Pärchen abwimmeln musste. Totmuede von den 6 Stunden biken, wollte ich eigentlich abends ins Bett fallen und verirrte mich jedoch Richtung Lagerfeuer und weiteren verrückten, philosofischen Ergründungen unseres Luciano-Universums. War wohl nix mit Relaxen, denn mein Kopf muss hellwach mitdenken. Doch der naechste Tag diente einfach nur zum Entspannen, Lesen und Katzen streicheln, auch weil das Wetter ausnahmsweise den vergrabenen Pullover forderte. Dafuer knallte die Sonne heute morgen wieder in meine huebsche Hacienda. Also raus aus den Federn, Waschsachen abgeben und Lucianos Zeichnungen folgend einen Berg besteigen. Juchuh! Das war echt grandios. Der Weg war gar kein Weg sondern ein Ab-und-zu-Trampelpfad fuer Ziegen und Pferde. Es ging sehr steil bergauf und gleichte mehr einer Rutsch- und Kletterpartie durch Erde, Sand, Steine und noch mehr Erde. Ich hoerte nichts als den Wind der fuer frische Luft sorgte, traf auf einige Heuschrecken, eine Schlange, Salamander und Riesen-Kakteen. Nirgendwo Schatten und andere Menschen, dafuer ein weites braunes, gruenes und blaues Panorama. Wirklich beeindruckend. Den Gipfel habe ich nicht erreicht, dafuer hab ich’s mir 2 Stunden lang einfach auf einigen roten Felsen mit meinem Buch und Kakao gemuetlich gemacht. Kakao gehoert definitiv zu jenen Dingen die gluecklich machen, was eine ganz neue Einsicht fuer mich ist 🙂 Pisco ist aber auch nicht schlecht, leider schmeckt’s nach Alkohol. Morgen geht’s also weiter, wobei ich weder den Bus gebucht habe noch mein Hostel, da das Internet (und mittlerweile auch der gute Luciano) hier meine letzten Nerven raubt, und davon brauch ich diesbezüglich unglaublich viele. Wenn es mal funktioniert, dann sehr schleppend. Den Bus kann ich als Nichtchilenin sowiso nur am Schalter buchen und den gibt’s hier nicht, also fahr ich morgen auf gut Glueck los und auch das Hostel konnte ich erst heute kontaktieren. Naja, wird schon klappen. Die naechste Station ist also das 16 Stunden weit entfernte San Pedro de Atacama und ich bin schon sehr gespannt auf die Wueste. Doch gleich ist erstmal Weihnachten, denn ich bekomme eine ganze Ladung frischgewaschener Sachen. Das ist als ob man shoppen war!
12) Valle de Elqui
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