11) Snowboarden im Nirgendwo

10.10. Valle Nevado Wieviel Tage ist es nun schon wieder her? 5 Wochen? Ja, vor etwa 2 bis 10 Wochen war ich samstag auf meinem Board unterwegs, oder waren es Jahre? Ach ne, heute hab ich erfahren, dass irgendwann mal die Uhr umgestellt worden ist, also Monate? Was ist denn heute fuer ein Tag? Aha, ein etwas kuehlerer, wolkiger Tag, hmm also, vielleicht ein Dienstag?

Besagten Samstag also durfte ich in der rustikalen Villa von Patricia uebernachten und sprang fruehmorgens froehlich aus dem Bett. Doch meine Freude wurde leicht gedaempft, denn es regnete draussen und Patricia stuermte die Treppe runter und sagte “Miriam,wir werden dein Taxi canceln und dein Bus nach La Serena umbuchen und du faehrst dann besser morgen nach Valle Nevado, denn heute wird es dort schneien.” Uff. Doch ich brachte es nicht uebers Herz, ich MUSSTE genau jetzt und an diesen Tag fahren, einen echten Wintersportler macht doch das Wetter nichts aus! Egal, dann sehe ich halt nicht die Berge, aber ich muss doch auf¨s Board! Außerdem lasse ich mich ungern herumkommandieren, das ist MEINE Reise. Ich mache, was ICH will. Keine Frage, ich fahre! Zur Not mit dem Kopf durch die Wand. Patrizias Kopf dafür schüttelte sich unbegreiflich. Somit stieg ich ins Taxi Collectivo mit einigen anderen Kauderwelsch Sprechenden und traf dort auf Gesche aus Ostfriesland, was sich als grosses Glueck herausstellte. Kurz bevor es auf so etwas wie eine Strasse in die Berge ging, bekamen wir eine komplette Ausruestung ausgeliehen inklusive Handschuhe und Skibrille. In Serpentinen fuhren wir durch wildes Vorandengebiet. Die Pistenstrasse wurde kleiner und war irgendwann nur noch Schlamm und Schnee, anstatt Baeumen gibt es hier mannshohe Kakteen. Wir kamen tatsaechlich an, schnallten uns die Bretter unter die Fuesse und auf ging’s in die Anden!

Nach den ersten Abfahrten mussten wir folgendes zu Protokoll geben: Burton-Board: top, Lifte: leer, Pisten: leer, andere Lifte: geschlossen, Sicht: zehn Zentimeter, Skigebiet: keine Ahnung, Luft: kalt, Berge: scheint es zu geben, denn mein Board fuhr ohne Anzuschieben, Spass: natuerlich! Nach etwa 2 Stunden konnten wir froh sein ueberhaupt noch die eigene Nasenspitze sehen zu koennen, alles andere war einfach nur weiss und wir fuhren in einem Schneckentempo irgenwo lang, wo wir hofften noch auf der uns unbekannten Piste zu sein. In einem Moment war Gesche noch hinter mir und im Naechsten hatte man sich verfehlt. Doch wir ueberlebten und waermten uns von Hagel und Schnee geschuetzt an einem Becher “Kaffee” (Kaffee bedeutet uebrigens in Suedamerika: Instant-Coffee mit Milchpulver). Doch kaum zu glauben, die Wolken lichteten sich, es hoerte auf zu schneien und wir hatten ein paar absolut geniale Abfahrten in ganz besonders pulvrigen Neuschnee. Es war fuer etwa eine halbe Stunde ein Traum. Danach fing das Wetter an sich zu wiederholen: minimale Sicht, kalt, Schneehagel. Ich glaube das war der Moment, was unser Fahrer meinte mit “wenn es zu viel Schnee gibt, dann fahren wir schon um 15h”. Es war schon ein grosses Glueck, dass Gesche und ich uns hatten, um uns in dem undurchdringbaren Nebel zurechtzufinden. Doch stellt euch mal vor, alleine im Lift irgendwo in der weißen Luft zu sitzen und ploetzlich knallt ein ohrenbetäubendes Donnern aus dem Nichts! Geschockt am Liftbuegel klammernd warteten wir auf die rieseige Schneelawine, die uns bestimmt in den nächsten Sekunden überrolen wird, doch der Laerm verlor sich irgendwo im Nebel: Gewitter! Fuer mich persoenlich haette ich glatt die Lawine vorgezogen und so beeilte ich mich mit wackligen Knien und bei jedem neuen Knall mit ebendiesen zitternd zu unserem Wagen zu kommen. Auch das ueberlebten wir, und im Enddefekt war es zwar ein abenteuerlicher aber befreiender und gluecklicher Tag in frischer Luft, auf dem besten Schnee und einem perfekten Board.

Die Rueckfahrt konnten wir nur mit Schnee- bzw. Schlammketten antreten. Muede wurde ich bei Patricia abgeliefert, verschlang 2 Portionen Mittagessen und sortierte meine Klamotten aus, so dass ich in der Nacht mit “leichtem” Gepaeck den Schlafbus nach La Serena nehmen konnte.

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Die Autorin

Gestaltung und Texte entspringen meistens aus meinen wirren Gedanken. Fotos, Lektorat und Kritik fallen in Matthias‘ Bereich. Geht aber auch anders herum. Schreiben und kreatives Zeug gehören zu meiner Leidenschaft und ich freue mich, wenn ich Menschen dadurch zum Lesen, Reisen, Träumen, Nachdenken oder Schmunzeln bringe. Viel Freude also hier auf unserer Familien-Reise-Abenteuer-Seite! Eure Miri

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