Der nächste Morgen begrüßt uns wieder mit Regen und wir beschließen, dass heute der Tag ist, wo wir unser Reiseziel erreichen: Gibraltar! Nach anderthalb Stunden schon stehen wir an Meer, Palmen und Strand und genießen zu Dritt eine köstliche Paella zusammen mit der Schickeria von Marbella (wir fallen mit unseren Outdoorhosen und Wanderschuhen auch gar nicht auf). Im Schatten der Palmen mit Blick aufs Meer amüsieren wir uns über die „Reichen“ der Reichen und fühlen uns umso reicher, da wir die Freiheit eines VW-Bussen haben und nicht auf Golfplätzen und Liegestühlen versauern müssen, an I-Phone, I-Pad, Champagner und Goldkettchen gekettet sind, unsere Wampen und Dekolltees schwarz bräunen lassen und einfach nur dasitzen um gesehen zu werden. Gerne fahren wir weiter, an vielen abgebrannten Wäldern vorbei, und kurze Zeit später taucht urplötzlich ein gigantischer Bergfels im Meer auf. Gibraltar! Und ich dachte irgendwie, das wär nur so ne flache Minihalbinsel… Wir mussten nur noch den Einwanderungsstau an der Grenze bewältigen und schon waren wir in…. Großbritannien. Unglaublich, das diese Minihalbinsel bis heute den Briten gehört. Denn eigentlich ist Gibraltar einfach nur ein mächtiger 400Meter Fels im Meer vor Spanien. Da kamen um 17hundertirgendwas glaub ich, die Briten und dachten sich: och, wie schön hier, setzen wir uns doch und bauen eine Stadt. Aber eigentlich gibt es keinen Platz für ne Stadt, und für Strassen und für sonst irgendwas. Und doch pulsiert dieses Städtchen am Fels wie eine Millionenmetropole. Es ist alles ein bisschen verrückt hier, vor allem unsere drei Tage dort. Es gibt hier alles was es in England auch hat… nur kein Campinplatz (wo auch!). Also fahren wir zum Europa-Point, dem südlichsten Punkt und können eeendlich Marokko sehen. So was Dummes! Man kann fast rüberspucken so nah ist es! Da wir keine Lust mehr haben nochmal ewig nach einem Übernachtungspunkt zu suchen, bleiben wir einfach auf dem Parkplatz zwischen Afrika, Leuchtturm und Moschee und verbringen die schrecklichste Nacht der ganzen Reise! Die Jugend von Gibraltar hat nämlich nichts zu tun samstags abends, und so spielen sie ein wenig „The Fast and the Furious“, und wir sind mittendrin. Kaum liegen wir im Bett, kommt eine brummende Karre nach der anderen angestürmt, fährt die 50 Meter zum Kreisverkehr und wieder zurück und versuchen dabei Lichtgeschwindigkeit aufzunehmen. Nachdem das erstaunlicherweise immer noch nicht klappt, halten sie dann auf dem großen Parkplatz genau neben dem schnuckeligen VW-Bus an und unterhalten sich stundenlang (die letzten fuhren um 5h ab) über Autos auf spenglish, die hier berühmte Mischsprache aus spanisch und englisch. Da die Idioten mit ihren Bässen und I-Phones tatsächlich nur die Parkplätze direkt neben uns nutzten wurde uns etwas bang und wir machten die meiste Zeit kein Auge zu, hofften nur dass die nicht beißen. Wegfahren konnten wir nicht mehr, denn beim Austeigen ländeten wir auf deren Schoß. Doch sie waren alle brav, außer dass sie nicht abfuhren. Irgendwie schafften wir es neben dem Palaver zu schlafen und wurden morgens mit einem pastellenen Sonnenaufgang belohnt. Leider weiß das auch der gibraltische Touri-Markt, der sonntags dann mindestens 20 Busse nacheinander anliefern lässt, so dass die Briten für fünf Minuten aussteigen konnten un Leuchtturm mit Afrika und Sonnenaufgang zu fotografieren. Na egal, wir hatten unsere einsamen zehn Minuten gehabt und freuten uns über einen sonnigen Tag, der uns hoch auf den Gipfel bringen sollte. Wer noch nie davon gehört hat: in Gibraltar gibt es eine einzigartige, in freier Wildbahn lebende Meute von ja, britischen Touristen und… Berberaffen. Ich wollte es kaum glauben, doch schon beim nächsten Parkplatz hielten wir an und amüsierten uns über die süßen Affen, die auf den Autos rumturnten und ein Mama-Äffchen sich die Haribotüte einer Passantin schnappte, die sie genüßlich an sich und ihr Kleines verfütterte. Ich wollte nur kurz zu Maja, doch schon wurde auch unser Bus belagert und erschrocken zog ich die Tür zu. Die Affen turnten auf unserem Dach, saßen auf den Autospiegeln und beobachteten uns zwei, und Maja und ich taten das zurück. Es war wie im Zoo, nur diesmal andersherum. Matthias schaffte es irgendwann die Affen mit einem Brot wegzulocken, er stürmte rein und wir hofften ohne Affe auf dem Dach dem Parkplatz zu entkommen.
Den Gipfel erreichten wir dann mit einer Gondel und es erwartete uns nicht nur ein grandioser Blick sondern auch ein süßer Affe nach dem anderen. Die hockten an jeder Ecke, ahlten sich in der Sonne, entlausten sich gegenseitig, eine Mama hatte ihr gerade Neugeborenes dabei, und andere äugten nach der nächsten Plastiktüte. Die kennen natürlich das Geräusch und überfallen sofort jeden Plastiktütenbesitzer in der Hoffnung auf was Leckeres. Ansonsten sind sie aber fast handzahm, was wir nicht austesten wollten, und posieren köstlich vor jeder Kamera. Maja war nicht davon abzukommen, dass es sich hier nicht um „Wauwau!“ handelte. Bei ihr ist zurzeit jedes Tier ein Hund, auch ihr neuer Stoffaffe. Über den faszinierenden Felsgrat wanderten wir noch ein Stück weiter und spähten von oben unseren zweiten Wildcampingplatz direkt am Meer aus. Dort, so hofften wir hätten wir unsere Ruhe und vor allem das Meer direkt vor der Nase. Wir verbrachten sogar noch ein sonniges Stündchen am Strand, Maja buk uns ihre berühmten Sandkuchen und Matthias und ich schafften es sogar einmal ins eisigkalte Wasser einzutauchen. An unserm Ziel wollten wir uns natürlich ein grandioses Essen leisten. Haha! Schon vergessen? Wir sind in Großbritannien! Die schaffen es selbst aus dem Fisch, der eben noch vor usnerer Nase schwamm ein kulinarisches Desaster zu machen. Immerhin schmeckten die Pommes mit Majo und Maja ihre Bolognese. Diese Nacht gab es nur ein paar wenige Idioten, die meinten unbedingt mit Anlauf einen engen Kreis zufahren, bis dass das Auto kippt. Bevor das passierte, sorgte jedoch schon die Polizei für Ruhe.
Frühmorgens weckte uns dann das Meeresrauschen und ich springe wagemutig in das schneidend kalte Wasser während die Nebel noch an unserem Fels direkt über uns hängen. Ich wünschte mir, jeder Tag könnte so beginnen und ich hätte mein kleines persönliches Meer in Seelscheid. Wir stürmen noch die Innenstadt und versuchen zwischen den ganzen Kitsch und Klinsch ein paar Souvenirs rauszufischen.
So starten wir heute unsere Rückreise und nehmen den direkten Weg nach Seelscheid. Laut Karte gibt es da mehrere Möglichkeiten und wir wählen den über Sevilla und Salamanca, weil wir da noch nicht langgefahren sind. Es folgt eine einsame Fahrt durch Andalusien bis in die extreme Extremadura. Es wird immer heisser, doch bei geöffneten Fenstern und 80kmH ist es eine gemütliche Fahrt durchs Nichts. Nichts, das bedeutet es gibt hier nichts und da kommt auch nichts. Nur vereinzelnde Bäumchen auf trocken, roter Erde und Stiere, die auf der Erde „grasen“. Während es auf der bisherigen Fahrt eher nach Land aussah, das gerade erst trocken geworden ist, fahren wir nun durch Land, dass schon immer trocken war. Schlauerweise fangen wir schon früh an uns nach Campingplätzen umzuschauen, doch es gibt keine. Und als es endlich einen gibt, ist der wieder verwildert und verschlossen. Wir suchen das nächste Hotel, doch es gibt keins. Und als es endliche einige gibt, sind die geschlossen. Ich raste echt aus! Es ist so nervig die Abende mit Suchen und Herumirren zu verbringen!!! Wir finden doch noch ein Autobahnhotel, dass uns sofort mit seiner luxuriösen, warmen Dusche und Internetzugang überzeugt und wir freuen usn endlich einfach so auf Toilette gehen zu können, wann immer wir wollen. Morgen geht’s weiter durch die Savanne!