Kaum hatte ich meine letzten Worte des vorherigen Artikels geschrieben und das Laptop (jaaa, oder DEN Laptop aber DIE Nutella!) zugeklappt, da öffnet der Himmel seine Tore und ein heftiger Platzregen stürzt sich auf Spanien. Zumindest auf den Teil, wo wir uns befinden im Südosten. Und das fast den gesamten Tag. Wir packen unsere Sachen und wissen nicht genau, was jetzt am besten zu tun ist. Vielleicht erstmal zu dem nächsten Campinplatz, der liegt auf dem schönen Weg nach oben in die Sierra Nevada. Doch wir kamen niemals dort an. DieBergstraße war toll, wäre toll, bei jedem anderen Wetter, doch nun verwandelte sich diese in eine Gefahrenzone auf der alle paar Meter ein kleiner Schlammbach runterfloss und schon die ersten Steine auf der Strasse lagen. Wir fanden keine Gelegenheit zu wenden und schauten ängstlich die steilen, erdigen Berghänge direkt neben uns hoch und beteten, dass irgendwas die noch davon abhält nicht runterzukommen. So schade, denn die Landschaft war so ganz nach unserem Geschmack. Durch den Regendunst erkannte ich wie direkt neben beziehungsweise fast schon unter uns, sich ein Stausee auftat, der jedoch kaum Wasser hatte (na, der freut sich natürlich jetzt). So mitten in den Bergen gelegen ragten riesengroße steile, Felskanten aus dem kaum vorhandenen See. Vielleicht hört der Regen ja gleich auf… Da sah ich wie ein kleiner Haufen Geröll auf der Gegenfahrbahn runterprasselte knapp vor einem flüchtenden Wohnwagen. Nein! Wir müssen sofort hier weg!!! Nachdem wir drehen konnten, fuhren wir harscharf an dem Berghang entlang, mussten immer wieder kleinem Geröll, Sturzbächen und „Pfützen“ ausweichen, sogar die Polizei kontrollierte schon die Strecke. Puuuh, das war echt viel! Als die ersten Häuser auftauchten waren die Bürgersteige überschwemmt und die Bewohner schauten den Wassermassen nach, die neben ihren Häusern runterkamen.Kleine Bäche verwandelten sich in reissend schlammige Flüsse. Wir waren so froh endlich auf der Autobahn zu sein und wollten nur noch weg. Einfach soweit weg wie möglich. Hinter Granada brauchten wir erstmal eine Verschnaufpause und hielten bei einem Supermarkt an. Erstmal durchatmen, Bus auftanken, Majas Durst löschen… da kommt der Matthias um die Ecke und erklärt mir, wir haben einen Platten! Wir müssen nun erstmal wieder Luft reinpumpen und dann zur nächsten Werkstatt. Oh Mann, das kann doch nicht wahr sein!!! Der arme Matthias ist schon patschnass und verständlicherweise haben die Werkstätten so kurz vor der Siesta natüüüürlich alle zufälligerweise kein Werkzeug da, und wir sollen doch daunddaunddaunda lang zur Nächsten. Da der Reifen jetzt doch nicht soo viel Luft verliert, stürmen wir erstmal hungrig und verwirrt den Supermarkt und entschliessen uns den Campinplatz aufzusuchen, den wir vorhin nach unserer Flucht entdeckt hatten. Der liegt zwar äußerst romantisch zwischen Landstrasse, Autobahn und Schnellstrasse und ist auch dermaßen überschwemmt (von Wasser und Franzosen), dass uns nur ein Platz auf dem Kiesweg bleibt, doch wir brauchen dringend einen Moment des Stillstandes und eigentlich ist der Platz ganz nett.
Also, der Reifen hatte doch nicht wirklich einen Platten, sondern hatte einfach nur ein wenig Luft verloren und mittlerweile ist er wieder ganz normal. Wir wussten schon immer, dass dieser Bus eine eigene Seele hat und ein Wörtchen mitzureden hat, wo es lang geht. Denn eines sollten wir nicht verpassen: Alhambra! Da wollten wir ja eigentlich auch hin, warum also vom Weg abkommen? Die Dame an der Rezeption verzog zwar das Gesicht, als ich meinte wir würden gerne noch nach Alhambra (mittlerweile wussten wir immerhin schon, dass es sich um eine Burg handeln muss), denn bei Regen sei das ja überhaupt nicht schön und außerdem müsste man da vorbuchen, bestimmt gäb es heute kein Ticket mehr. Auf die Frage, was man denn bei Regen (übrigens tröpfelte es mittlweile nur noch) in Granada unternehmen kann, meinte sie nur „Pffff, nada.“ Nichts? Na, die sollte mal nach Deutschland kommen, das wär ja wie ausgestorben, wenn man bei Regen nichts machen könnte.
Wir beschlossen natürlich uns dieses Alhambra mal anzuschauen und da wir keine Lust auf Bus hatten fuhren wir mit dem Bus in die Stadt. Mit einem normalen Omnibus mit dem wir schon seit jahrmillionen nicht mehr gefahren sind. Wir ergatterten einen guten Platz mit Kinderwagen, danach füllte sich der Bus bis auf den letzten Stehplatz und wir wussten noch nicht mal wo wir rausmussten um dann in irgendeinen anderen Bus umzusteigen. An einer Haltestelle sah ich plötzlich wie der Busfahrer uns hektische Zeichen gab, ich entschlüpfte dem vollen Bus und folgte seinen heftigen Handbewegungen in den nächsten Bus, dem ich zu verstehen gab, dass er noch auf meinen Mann mit Baby warten sollte und so warteten wir und warteten. Matthias war natürlich nicht so schnell der Masse entkommen und stand nun verloren an der Haltestelle rum und wunderte sich wer mich denn wohl geklaut hat. Irgendwann saßen wir endlich alle drei an der richtigen Stelle und wurden weit hoch zur Burg gefahren. Gottseidank war so schlechtes Wetter, denn nur so hatten wir noch ein Ticket bekommen und durften uns mit weniger Menschenmassen zufriedengeben.
Alhambra! Von außen noch etwas unschuldig und fast schon gewöhnlich, entpuppt sich diese große Burg als Sultanspalast! Wir tauchten nach und nach ein in die Welt von 1001Nacht, trotz der Regentropfen. Da wir ja von nichts eine Ahnung hatten, kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus, was uns da hinter jeder Ecke und Hecke erwartete. Wir wanderten zunächst durch die Sultansgärten. Rosengärten, Springbrunnen, Wasserläufe, noch mehr Springbrunnen, tausend schöne Blumen und Bäume, Hecken, wunderschön gekachelte Mauerwände, Säulen, orientalische, feine Verziehrungen, alte Gemäuer, Türen, Gänge, Treppen, Treppen und noch mehr Treppen. Maja wurde somit wie in einer Sänfte von Garten zu Garten getragen. Irgendwann fanden wir den Weg ins Palastinnere. Boah! Um es mit Majas Worten zu sagen, und auch wir unterhielten uns nur noch mit „Da! Da! Da! Kuckma da!“ Wir wandern von einem Raum zum nächsten, wobei die Räume meist halbdrinnen und draussen waren. Wir bewunderten die ganzen, zierlichen Ornamente aus dem Orient, die mosaikgekachelten Säulen und Wände, wieder viele Wasserläufe im Marmorboden, Lichtspiele durch Einmeisselungen in Wänden und Torbögen. Wir vergaßen die Zeit in unseren marokkanischen Traumpalast (und leider leider auch eine Ersatzbatterie für die Kamera, so dass es das ein oder andere Bild nur in unserem Gedächtnis gibt) und es wurde plötzlich dunkel. Jetzt aber schnell, wir müssen nach hause… aber wie? Erstmal alles wieder zurückmarschieren zur Bushaltestelle, doch der Weg durch die Gärten war schon verschlossen. Nachdem wir eine andere Haltestelle inspiziert hatten und nicht herauszufinden war, wann und ob da ein Bus kommt, gabelte uns ein Taxifahrer auf. Maja verpackten wir mit schlechten Gewissen vor dem Matthias, der sie in der Regenjacke und in die Arme schloss. Was für eine aufregende Fahrt durchs abendliche, geschäftige und alte Grenada. Wirklich schade, dass wir so wenig Zeit haben und ja unbedingt ein anderes Ziel vor Augen haben müssen. Endlich am Campinplatz angekommen fallen wir nur noch hundemüde ins Bett, so dass es ziemlich egal war, wieviel Strassen un um uns herumlärmen.