7.-11.11. El Bolsón 4 Tage Sonne, Lesen, Spazieren, Bummeln, Lesen, Essen und Nachdenken liegen hinter mir. Das niedliche gruene Nest mitten in den Bergen mit Schnee laedt aber auch einfach dazu ein die Seele baumeln zu lassen und einfach mal nix tun. Hier hat man alle Zeit der Welt und vor allem in meinem Hostel bei dem Kuenstler und Naturliebhaber Augustin am Ende des Dorfes ist eine wahre Wohlfuehloase. Hierhin verirren sich nicht viele, doch wenn, dann bleibt man direkt laenger als gedacht. Augustin hat alles selbstgebaut, aus Holz und Steinen, was zwar nicht immer warm ist dafuer aber urgemuetlich. Oben befand sich unser Matratzenlager mit schweren Tuechern und Holzstaemmen abgetrennt. Unten die Kueche und ein grosser schwerer Esstisch, wo wir jeden Abend gemeinsam gekocht und gegessen haben.
Wir waren ein bunt zusammengewurfelter Haufen von Alleinreisenden aus aller Herren Laendern. Gesprochen wurde spanisch, was fuer mich immer noch eine holprige Herausforderung bedeutet. Gegessen wurde international vom Irish Stew, ueber argentinisches Steak, spanisch-belgische Reispfanne, spanischer Puerree-Eintopf bis hin zum argentinischen Mitternachtsgrillen. Tagsueber habe ich mich freiwillig allein (denn manchmal sind Andere einfach zuviel) auf die Socken gemacht und bin am ersten Tag direkt auf eine traditionelle Fussball- und Pferde-Parade gestossen. Es war Fiesta de la Tradition! Welch ein Glueck fuer mich! Die Gauchos fuehrten ihre wilden Pferde auf ihre typische Reitweise durch die Strassen, vorweg ging die etwa 10 verschiedenen Fussballvereine des Dorfes gefolgt von den Trachtengruppen. Doch die Pferde waren das Beste! Irgendwie noch so ungezaehmt, bestimmt auch leicht aengstlich, aber wie die Reiter sie handhaben, hat etwas ganz natuerlich und vertrauliches an sich. Und selbst die Kleinsten sitzen schon hoch zu Ross und haben die Zuegel in der Hand! Danach hab ich mir den einstündigen Weg zum Rodeo gesucht, um weiterhin die ganzen typischen Argentinier um mich herum zu bestaunen und mich durchzufragen wie ich zu diesem Wurst-Broetchen komme, das hier alle essen und welches das beste Wurstbroetchen der Welt war! Gestaerkt schlich ich mich an eine wunderschoene Herde Pferde heran und haette sie fast streicheln koennen, so lieb waren die. Spaeter erfuhr ich, dass ich fast die wilden, bockigen, ungezaehmten Rodeo-Tiere gestreichelt haette. Hmm, vielleicht sollte man(n) mal ueber ihre Erziehungstaktik nachdenken. Denn schon das Einfangen der Pferde war eine Show an maenn(sch)licher Staerke, Mut und Ueberlegenheit. Ich war die einzige Touristin im Publikum und wahrscheinlich auch die Einzige, die fruehzeitig das Feld verliess, weil ich zu zart besaitet fuer diesen Pferdesport bin. Nein, nein, die Reiter die immer wieder im hohen Bogen durch die Luft segelten waren mir egal, ich gab den Pferden recht, die sich natuerlich gegen so viel Agressivitaet wehrten.
Am naechsten Tag versuchte ich mich an dem 3 Stunden Rundwanderweg, “muy facil” zu finden, zum Wasserfall. Vielleicht sollte ich einsehen, dass ich kein Navigationsgeraet bin und mindestens eine Karte dabei haben sollte. Ich brauchte alleine 3 Stunden um über einige Sackgassen zum Wasserfall zu finden. Setzte mich dann weitere 2 Stunden an den Wasserfall mit Picknick, Kakao und Buch, um mich fuer den gleichen Weg zurueck zu entscheiden. Da ich den Weg kannte setzte ich einfach Koelsche Musik auf die Ohren und hopste so durch den Wald. Wenn dir Brings also mitten in den argentinischen Andenwaeldern in dein Ohr bruellt, dass du ohne Zweifel in der Eifel bist, braucht man nur eine Stunde fuer den Rueckweg.
Die restliche Zeit verbrachte ich mit faulenzen und entspannen in der Sonne. Auch um meinen Fuss etwas zu schonen, den ich beim wilden Einsatz fuer ein Selbstausloeser-Foto am Wasserfall verstaucht hab. Neben mir Hund und Katze friedlich doesend, 2 Scharen Huhn mit Kueken, die Haehne kraehen um die Wette und abends schlummert man beim Froschkonzert ein. Friedliche Welt! Wie gut, dass ich erst an meinem Abfahrtstag mal nachfragte, ob die Anderen denn auch nachts von irgnedwelchen Viechern gestochen worden sind, denn jeden Morgen hatte ich ein paar Bisse mehr. Ich war die einzige und nach fachlicher Ueberpruefung stand schnell fest: mich hatte jede Nacht eine Spinne besucht und an mir geknabbert. Aber sie sei harmlos und nur ganz klein (haha, angezeigt wurde kreuzspinnengroesse!). So sterbe ich noch jetzt beim Gedanken daran, dass sich das Vieh jede Nacht zu mir herabgeseilt hat. Meine Sachen habe ich beim Packen 10mal ausgeschuettelt und mich ganz schnell vom Acker gemacht! Nach dieser Info wurde ich spontan noch von einer ganz besonderen Bieneart gestochen, die andere Bienen frisst. Ich wurde von einer hornissengrossen Wespe aus der Hängematte gejagt. Eindeutige Zeichen, ich soll weiterziehen! Somit befinde ich mich auf der Reise nach Patagonien. Nun also doch, nachdem ich mich die letzten paar Tage nicht fuer irgendeine Himmelrichtung entscheiden konnte. Und ich freu mich riesig auf diese wilde Landschaft und lasse einfach alle Wetterprognosen links liegen, denn schliesslich besteht auch ne Chance auf Sonne. Und eine Chance den Matthias wiederzusehen…