4.10. Praia do Forte Um 5h30 Uhr klingelte der Wecker, summasummarum also etwa 4 Stunden Schlaf. Welche Klamotten packt man/ frau wohl ein, wenn wir eigentlich keine aussagekraeftigen Infos bekamen, wohin der Tag fuer alle Ausbilder und Licencees uns fuehren sollte? Auf jeden Fall wenig Stoff, Bikini und Havaianas (umgangssprachlich: Flip-Flops). Und natuerlich Fotokamera und Sonnencreme. Mit einem Reisebus voller internationaler Polestar People ging es also eine Stunde lang Richtung Praia do Forte, wo wir in einem paradiesischen Resort rausgelassen wurden uns der meisten Kleidungsstuecke und Reiseutensilien nochmal entledigten, dick mit Sonnencreme einschmierten und dann in 2 groessere Brazil-Adventure-Gelaendewagen verwiesen wurden. Es folgte eine wilde, stuermische Fahrt durchs Outback von Brasilien ueber sandige und huegelige, eigentlich unbefahrbare Pisten und landeten in einem kleinen Dorf. Unsere Kameras warfen wir in ein wasserfesten Beutel und spaetestens da schwahnte uns das beginnende Abenteuer. Per piedes gelangten wir an einen kleinen Fluss und nach einer froehlichen Einfuerung ins Kajaking und der fachmaennischen Verteilung auf die Boote sass ich also als Level 1-Kajakerin (was bedeutet Ganz-und-gar-keine-Paddel-Kenntnisse-trotz-Lahn-Tour-Exkursion) ganz vorne. Hinter mir befand sich noch Dawna aus Hong Kong und als Expertin hatten wir Amanda aus Sydney. Los gings und schnell wurde uns klar, wir hatten alle Null-Ahnung, verpaddelten uns im brasilianischen Wassersystem, fuhren seitwaerts, rueckwaerts und endlich auch mal geradeaus direkt ins naechste Gestruepp. Nachdem dann alle Kajaks sich geordnet und ans uns vorbeigezogen waren, hatten wir Stunden spaeter aber mit viel Spass den Dreh raus und wurden ein hervorragendes Team. Zwar mussten wir uns deutlich gegen weitere Uferpflanzen und Baumaeste wehren, die uns in ihre Faenge nahmen, gegen unfaire Wasserschlachten antreten (Namen von deutschen Licencees bleiben hier ungenannt…), aber kamen patschnass und lachend am Ziel an: ein schneeweisser, palmenumsaeumter absolut einsamer Sandstrand.
Nach einer Erfrischung bestehend aus frischen Fruechten sprangen wir in die meterhohen, stroemenden Wellen. Wir waren wirklich allein am Strand und mussten um unseren Mittagstisch zu erreichen noch einen langen Weg hinter uns bringen. Zunaechst spazierten wir gemuetlich an Palmen, Palmen und noch mehr Palmen den Strand entlang, trafen auf Lisa und ein paar andere Nichtruderer, zogen dann weiter durch die Palmen und stiessen wieder auf unsere Gelaendewagen. Eine noch holprigere, sandigere “Strasse” die schon mit Kokosnussschalen stabilisiert werden musste, damit man ueberhaupt drauf fahren kann fuehrte durch den brasilianischen Busch zum naechsten noch viel groesseren Fluss. Diesmal nahmen wir in drei Motorkajaks Platz, wurden durch den Urwald geschippert und landeten mitten im wilden Gruen an einer Anlegestelle, wo unter einem Dach koestlicher Riesenfisch auf uns wartete. Kaum war unsere Mahlzeit verdaut ,und wir aeugten schon nach den Haengematten, folgte die naechste Sensation. Es dauerte nicht lange und Alex und ich schleppten die zweifelnde Lisa mit Gurt und Helm bekleidet auf ein wackeliges, hoelzerndes 15 Meter Geruest und ab ging die Luzie: per Drahtseil imSturzflug ueber den Fluss, wo man kreischend im Wasser landete. Auf der anderen Seite schleppten wir uns prustend auf einen noch hoeheren Turm und diese rasante Fahrt ging erst durch Baeume und dann wieder quer uebers Wasser ans andere Ufer. Gluecklich sprangen wir drei direkt wieder ins Wasser und schwammen einfach mitten im Dschungel durch einen brasilianischen Fluss von einem Ufer zum anderen. Nachdem jeder und jeder entweder kreischend oder aeusserst choreografisch uebers Wasser schwang, fielen wir muede in Haengematten oder Kuschelsofas. Doch es dauerte nicht lang und schon standen wir wieder auf den Beinen. Naja wir hopsten und versuchten uns in brasilianischer Samba, denn eine einheimische Truppe heizte uns ein und alle poposchwingenden und fussakrobatischen Brasilianer versuchten uns westlichen Tanzbanausen die Samba beizubringen. Danach wurde es schnell dunkel, schon befanden wir uns wieder in unseren Gelaendewagen und nach vielen Umarmungen verabschiedeten wir uns alle voneinander. Bis zur naechsten Konferenz im Mai 2011 in Miami/ USA.
Lisa und ich konnten uns noch lange im Bus unterhalten und ich freute mich sehr, dass sie in meiner letzten Nacht noch mit in meinem Zimmer schlief, da sie am naechsten Tag zu ihrer Sprachschule dirket in meiner Naehe ging. Wir konnten es nicht fassen, dass wir nur 4 Tage miteinander verbracht hatten und es war unvorstellbar, dass ich am naechsten Tag schon weiterfliegen wuerde und in Santiago ankommen sollte. Doch natuerlich kam es so. Nach einem kleinen morgentlichen Spaziergang an dem ich endlich mal etwas mehr als nur eine Taxifahrt von Barra sehen durfte, brachte mich Pedro zum Flughafen. Mein Gepaeck ist diesmal den gesamten Weg bei mir geblieben, im Flugzeug traf ich noch Ann aus New York und in Sao Paolo lernte ich einen sehr sympatischen Australier auf seinen Weg nach Argentinien kennen, und wir konnten die 2 Stunden Wartezeit sehr unterhaltsam ueberbruecken. Solche Begegnungen duerfen gerne noch oefters kommen, dann aber bitte laenger. Gewitter begleiteten unseren naechtlichen Flug und so kam ich etwas magendesorientiert ueber Santiago an. Doch schon auf den ersten Blick als wir durch die Wolken brachen verliebte ich mich in diese von schneebedeckten Bergen umgebende 6-Millionen-Einwohner-Metropole.