But at the end, there is MAGIC! Ich hatte mal so einen kurzen esoterischen Lebensabschnittsausflug, da hab ich viel verrücktes Zeug gelesen. Oft war mir das ein wenig spuky, aber eine Idee fand ich doch ganz gelungen: “Die Zeichen der Celestine“, die grob ausgedrückt sagen, dass wenn man ganz genau hinschaut, Zeichen in Form von allem Möglichen wie Bauchgefühl, Begegnungen, Licht, Farben, Kommentaren, dass diese Zeichen einem den Weg zeigen. Ich weiß nicht mehr genau wohin, irgendwas mit Glück, aber ich habe schon ganz früh auf Reisen festgestellt, das stimmt! Hier in den Highlands spricht man von Irrlichtern. Diese zeigen sich nur ganz besonderen Menschen und die können einen zu wunderbaren Orten führen. Manchmal muss man dazu über ein paar Stolperpfade, aber diese Hindernisse zu überwinden lohnt sich. Denn:
Egal auf welchen 1001 verworrenen Pfaden (oder Single Track Roads) es uns durch dieses wundervolle grünste Land auf Erden führt. Egal wie oft wir auf diesen engen Pfaden einen Beinahezusammenstoß verhindern, indem wir uns in die Seitenbuchten (oder Passing place) retten. Egal wie oft Matthias‘ Seitenspiel vom schottischen Dschungel attackiert wird. Egal wie oft wir hupen müssen bis ein Schaf sich doch noch vor unserem Toyo von der Straße rettet. Egal wie oft sich das Wetter ändert. Egal wie oft sich unsere gerade erst geschmiedeten Pläne ändern. Egal wie oft wir vergessen die nächsten Schritte zu planen. Egal wie oft wir vergessen, dass als Nächstes die Kinder Hunger haben. Egal wie oft ich überrascht bin, wie oft Kinder Hunger haben und wir gerade mal wieder nur Süßkram vorne haben. Egal wie oft wir Pausen machen um zu essen, einzukaufen, zu stillen oder Pipi zu machen. Egal wie oft Matthias fragt, ob rechts frei ist, während Susanna gerne wissen will wo wir als nächstes übernachten, Maja ihren Stift nicht findet, Henry doch gerne noch einen Schlummertrunk hätte und ich nach der Kamera krame, weil’s da draußen so umwerfend schön ist. Egal wie eng es immer wieder zu Fünft im Toyo ist und wie laut die Mäuse hinter uns streiten können. Egal wie der Tag verläuft und wir uns denken “oh mann, wo das wohl wieder hinführt?!“. Am Ende wartet IMMER ein Stückchen Magie. Und das haben auch unsere Kinder begriffen. Maja ruft auf einmal glücklich aus “Mama, du hast ja recht gehabt!“ Ach wie gern man das hört von seinem Kind. “Das stimmt ja wirklich, dass am Ende immer irgendwas Besonderes ist!“ Susanna grinst “Ja, manchmal ist nicht immer alles toll, dann ist man genervt. Aber plötzlich ist dann etwas da, was einen wieder gute Laune gibt. Wie als ich ganz oft alleine durch die Wellen gesprungen bin!“ Meine Philosophen zählen all die Dinge auf, die ihnen als DAS Besondere einfallen.
Am ersten schottischen Tag ist es der Schweizer, der unseren Mäusen das Boules spielen beibringt. Am zweiten Tag ein Wildcampplatz direkt am Meer, gigantische 40cm Durchmesser große gestrandete Quallen und ein Softeis. Der dritte Tag bringt uns ins touristische Loch Lomond, wo alle Campingplätze ausgebucht sind. Weiter weg ist doch noch einer frei und ein Landroverpärchen mit Kindern ruft begeistert “Oh! You have soooo much of room inside!!!“ als sie unser Toyo Set Up anschauen. Definitiv einer der ganz besonders raren magischen Momente!
An Tag Vier überqueren wir die magische Grenze in die Highlands. Und somit das Hoheitsgebiet der Midges, diese minikleinen Beißmückchen. Wir umfahren abwechselnd Löcher und Fjorde. Die Wolken hängen tief und der Wetterbericht verheißt gar nichts Gutes für die nächsten Tage. Doch gerade diese wilde Wolkenwelt an den grünen urwaldartigen Bergen und wiesenüberzogenen Gipfeln verzaubern diese Landschaft. Wir erreichen einen einsamen Wildcampingplatz direkt an Loch Awe mit einem filmreifen Panorama unter Bäumen und umgeben von Wiesen und Sträuchern. Fälscher hätten wir es gar nicht machen können. Eine ideale Beschaffenheit für unser erstes Midge-Abenteuer.
Doch egal wie sehr sie uns plagen. Egal wie oft wir uns mit Smidge, DEM schottischen satanarchäolügenialkohöllischen Anti-Mücken-Punsch, einsprühen (mittlerweile unsere tägliche Körperpflege). Egal wie oft wir sie plattdrücken. Egal wie sehr Susanna flucht und Maja zerstochen ist. Egal wie ärgerlich es ist, dass diese Futzis durch normale Mückennetze klettern. Egal wie sehr es dann an Tag Fünf regnet und regnet. Egal wie nass alles ist und bleibt und handgewaschene Wäsche nicht trocknet. Egal wie oft wir nasse, vermatschte Kinder umziehen. Es sind zwei tolle Tage dort am See. Wir faulenzen, spielen Mensch-Ärger-Dich-Nicht, genießen die kleine Ruhezone unter der Markise im dichten Mückennetzkäfig, essen Scones, Fudge und Crumpets und treffen auf ein schottisches, verrücktes Pärchen, die den Kindern Mal- und Rätselbücher schenken. Tagsüber lassen die Midges einen fast in Ruhe doch wehe die Sonne geht unter. Und wehe dem, der dann noch aufräumen muss draußen (Armer Matthias). Aber wehe auch derjenigen, die dann drei Kinder Betti fertig machen muss, während sie gleichzeitig noch das Betti umbauen darf und mindestens einer wieder Hunger hat. Am sechsten Tag brechen wir im Regen auf und ich traue es mich doch noch: Raus aus den Klamotten, Badesachen vergessen, ach egal dann halt so, zwischen Regen und Midges im weiten dunklen See baden. Im Regen abtrocknen (hört sich nicht sehr sinnvoll an, ich weiß) rein in die Klamotten, ab in den Toyo und… grins! It feels like Magic!
Wir verfahren uns mit hungrigen Kinder auf eine Halbinsel, doch zufällig ist dort gerade magic Scarecrow-Festival und an jedem Häuschen ist eine lustige Vogelscheuche angebracht. Die Magie kann aber auch in einem langersehnten Wäschetrockner stecken, einem der fabelhaften Abendessen von dem Meister des Ein-Flammen-Herdes, einem Campingplatz im spukigen Nebel bis weit in die hier helle Nacht hinein und ein heißer Kakao draußen um 23h sowie kleine Hügel für Stockpferdcrossreiten. Die Westküste hier ist eine Magie für sich. Es ist schon egal wo man sich befindet, rund herum wo wir hinschauen sieht’s umwerfend aus. Fjorde, hohe Hügel in allen Grüntönen, wildes Meer, wilde Wolken, alte Burgen, süße Cottages mit Blumen, Drachen, Kobolden, freilaufende Schafe überall und auf dem Meer kleine, mittlere und große Inseln.
Wir wissen mal wieder nicht wohin wir eigentlich wollen, stolpern durch’s süße Fischerstädtchen Oban, Fahren über eine “Bridge over the Atlantik“, treffen auf die berühmte Burg Stalker aus “Ritter der Kokosnuß“ und biegen spontan bei einem Mini-Campingplatz auf einer Farm ein. Einer Ponyfarm. Eigentlich sind sie ausgebucht, doch für soo einen Landcruiser mit drei Kindern ist noch Platz. Und so steckt die Magie am Ende des 35.Tages…oder halt, wir sind doch schon länger unterwegs, 56? Doch 14 erst oder welcher Tag ist heute? Egal. Das Stückchen Magie steckt auf jeden Fall in einer Schubkarre voll Feuerholz, einer Feuerschale mit Hufeisen, einem Lagerfeuer im Nieselregen, einem kräftigen Kaltblüter und einem zweimonatigen Fohlen.
Unsere Mäuse sind gerne mal gar nicht begeistert von uns wanderbegeisterten Eltern, doch wir wissen ja von dieser Magie-Sache uns so wissen wir, dass egal wie sehr sie über’s wandern schimpfen, sie irgendwann den Dreh raus haben die Wege auf ihre Art und Weise zu entdecken. So treffen wir auf alte krumme Superkletterbäume, Farnfelder, weiße Steine die zu einem Steinkreis führen, eine große Ritterburg, langhaarige Angusrinder, Kletterfelsen, Bäche, Wasserfälle, Schafe, ein Ast der wie Nessi aussieht, Wildgänse, Adlerfedern, Muscheln, Muscheln, noch mehr Muscheln, Inselchen, Krebse, nochmal Schafe, ein Filmstudent, der seine neue Drohne ausprobiert, das wilde Meer, eine Piratenflagge, ein Steinkreislabyrint im Sand, Moorbrücken, Matschwege, Knochen eines Schafes und dazugehörige Todesursachenphantasien, Wasserfälle, ach sagte ich schon, dann Waterslides (sehr bekannt hier in den grünen Highlands, quasi unsteile Wasserfälle), kleine Fische, Abenteuerwege, bunte Steine, Schaukeläste und eine typisch britische Telefonzelle. Schon mal einem jungen Digital native erklärt, was eine Telefonzelle ist??? Sehr amüsant. Wir verbringen einen ganzen Tag am höchsten Berg von Schottland bei Sonne und vielen kleinen Wanderungen, fahren mit einer kleinen Fähre und finden einen Traumplatz einsam, am Strand mit den Bergen der Fjorde gegenüber, eine hohe Schaukel am Baum, einer verrückten Schafherde und der plötzlichste Midgeüberfall bisher. But at the ende there is M… m… midge!!! Und zwar Level 4 (bedeutet laut Midge Forecast: It’s not mist, it’s midges!) Ich schmeiße mich mit den Kindern in den Toyo und muss hilflos mitansehen wie diese Minivampire sogar durch die unsichtbare Lücke der Fensterdichtung schlüpfen. Nach zehn Minuten und eine Fensterdichtung voller Smidge-Spray ist der Spuk drinnen vorbei. Am nächsten Tag ist die Welt auch draußen wieder in Ordnung. Und wie sie das ist. Wir fahren durch die grünen Hügel, Täler und Moore und setzen mit der Fähre rüber auf die Isle of Mull.
Diese Reise ist so anders als unsere letzten Reisen. Eigentlich bewegen wir uns diesmal ja innerhalb unserer Komfortzone insofern man beim minimalistischen Toyo von Komfort reden kann. Wir sind froh diesmal nicht in die arabisch, orientalische Welt einzutauchen, genießen die milden 15-22 Grad und lassen einfach diese ganzen Natureindrücke auf uns regnen. Und die gibt es auf Mull ohne Ende bisher sogar ohne Regen. Spontan biegen wir in eine Straße ein, die uns durch alte Wälder und riesige Rhododendren führt in die Bucht von Loch Buie. Es ist kaum zu glauben. Wir stehen hier auf einer Landzunge völlig alleine, sogar ohne Netzempfang, dafür umso mehr freilaufende Schafe um uns und haben eine kleine Privatbucht mit einer Bachmündung. Die Flut füllt uns einen eisigen Pool am Bach, die Ebbe beschenkt die Kinder mit Matschsand, Steine, die als Ponys dienen und Kletterfelsen. Wir sammeln Holz für ein Lagerfeuer an dem wir uns nach dem Eisbaden wärmen und naschen Marshmellows und Brownies. Wir beobachten die Schafe um uns, jonglieren unsere Füße gekonnt um die Schafpupus, spielen Boules mit Schuhen und Steinen und überlegen ob die schottischen Kröten wohl giftig sind.
Kinder brauchen die Magie des Meeres ab und zu, und ganz viel Sand (weswegen das auch in der Wüste funktioniert). Wir können langsam durchatmen, denn endlich! Endlich ist seit dem zweiten schottischen Tag der Moment gekommen, wo Susanna und Maja wieder zusammen finden. Hat lang gedauert diesmal, doch endlich endlich spielen sie wieder! Es war nicht immer leicht für uns abzuwägen, was ist besser für wen von uns. Streiten lassen oder sie trennen, mit ihnen verhandeln, diskutieren oder nur noch selbst entscheiden. Laut werden oder nett bleiben. Wie lange, bis es knallt? Susanna ist jetzt sechs und demnächst ein Schulkind und sie geht nun öfter ihren eigenen Weg, was für die zwei Jahre ältere Maja ungewohnt ist. Sie haben ihre Position neu erkämpft und nun ist viel mehr Frieden da. Das Meer heilt die Seele und ist ein Paradies für die Phantasie. Seit Tagen bleibt die Spielkiste zu, wichtig sind nur noch Eimer, Stockpferde und ab und zu ein Kuscheltier. Aber auch wir Großen brauchen ab und zu etwas Meer im Leben. Mehr Zeit füreinander, mehr Raum für Gedanken nachhängen, mehr Zeit zum Lachen, mehr Zeit im Weniger. Weniger immer irgendwas tun, weniger streiten, weniger Stress, weniger Arbeit, weniger Dinge um sich haben, mehr Meer um sich haben.
Und mehr Babyzeit genießen, denn die Kinder werden soo schnell groß! Der abgedroschene Satz ist ja so wahr. Henry ist jetzt ein halbes Jahr uralt! Und ein echt cooles Baby. Seine Finger ertasten Sand und Duschwasser, es ist so schön nochmal Babyfüße im Sand zu sehen, die Augen werden groß sobald ein Schaf mäht und seine Babyhaut riecht nach Sonne, Salz und Lagerfeuer. Eine magische Duftnote! Loch Buie ist ein Paradies, dass wir morgen verlassen müssen, denn der Pipitank ist voll und das Essen leer. Außerdem muss ich mal im Internet nachlesen, was denn hier auf dem Schild “Beware adders“ heißt…
Hallo alle,
Hier das “Landroverparchen” aus dieses blog. Unsere reise ist am ende und viel was sie hier geschreiben hatte stimmt wirklich auch fur uns. Am ende jedes tag irgendwo magic!
Super ihr gesehen zu haben mit ihre kinder und Toyo, viel SpaB noch in land der magic.
Wir haben die nord kuste erreicht und wieder nach Englang gefahren. Jetzt suche ich ein 30L wassertanke fur die wasche unsere nachste reise. 🙂
Wir bleiben die blogs folgen, super zum lesen!
Grub!
Cool, dass ihr die Nordküste erreicht habt!!! Wir sind nach Skye wieder Richtung Süden, die Kinder hatten genug von Kälte und Regen. Viel Erfolg mit der Wäsche 😉 haben gestern den Kindern einfach neue Socken und Unterhosen gekauft anstatt zu waschen 🙂 Grüße aus dem verrückten Edinburgh!
Bewahre adders = Vorsicht Kreuzottern
Viele Grüße aus dem Rheinland ohne lästige Mücken.
Danke! Matthias hatte sich schon sowas gedacht und ich war froh nicht nachschauen zu können 😉
Hallo liebe Reisende,
habe euren Bericht mit Vergnügen gelesen (von 0:00 – 0:30 Uhr) und danach von magic midges geträumt. Miri, welche passende Übersetzung hast du für „beware adders“ gefunden? Die, die ich gefunden habe, waren irgendwie nicht schlüssig – beware ist ja eindeutig, aber adders?
Wie ich dem aktuellen Wetterbericht entnommen habe, könnt ihr das Geburtstagskind im Trockenen hochleben lassen. Aber das nächste Tief ist schon im Anmarsch, aber was solls, Regen macht schöne Haut. Viel Spaß ihr Lieben wünscht Oma Moni uns Sally
Adders heißt leider Kreuzotter und ich tu so als wüsste ich es nicht, wenn die Kinder wieder irgendwo im Grünen verschwinden. Regen gehört letzter zu Schottland, mittlerweile sind wir schon recht gut darin ihn zu ignorieren. LG aus Edinburgh