Vier Tage französische Landstrasse liegen hinter uns, vier Tage Camping und Busreisen durch Rheinland Pfalz, Saarland, Lorraine (da wo’s die lecka Quiche gibt), Ardeche, Rhone-Alpes und endlich das Mittelmeer. Nach so einer langen, selbstgefahrenen Strecke ist das Gefühl noch ein bisschen mehr besonders, wenn man dann zum ersten Mal die Zehen ins Salzwasser streckt. Und wie lustig und spannend das Gefühl ist die Füße zum ersten Mal in seinem Leben von Meereswellen umspülen zu lassen, konnten wir gestern mit Maja erleben, die quitschend und kichernd auf die nächste Welle wartete. Und überhaupt. Wir sind nicht nur am Meer angekommen sondern haben auch endlich ins Camperleben reingefunden. Die ersten paar Tage waren geprägt von unserem Enthusiasmus es tatsächlich geschafft zu haben. Dann kam das große Chaos, die Hitze und die Müdigkeit:
Bei Saarbrücken mussten wir zunächst noch Ersatzteile bei einem Autohändler holen sowie zum Baumarkt, der uns mit seinem saarländischen Humor und Großzügigkeit überraschte (das was wir dringend brauchten wurde uns einfach so geschenkt…), jaaa ich rede von einem Baumarkt in Deutschland. Dann ging es über die französische Grenze zum nächsten Decathlon, wo wir uns mit unserer Jahresration an Klamotten eindeckten. Damit war der Bus dann mehr als voll und wir brauchten den gesamten nächsten Tag um das Riesenchaos und noch einige Reparaturen zu bewältigen. Unglaublich wieviel Kram wir mithaben, welchen wir gar nicht brauchen. Und diese Erkenntnis traf uns schon am zweiten Tag! Nun müssen wir halt jedesmal, mit logischem Verstand und Organisationstalent unsere Taschen, Kissen, Decken, dicke Jacken (wofür den die!??) hin und her sortieren um zu kochen oder zu schlafen. Unter zwei Stunden Aufräumaktion haben wir bisher noch nicht geschafft.
Die Fahrt durch Frankreich war zunächst wirklich traumhaft schön. Da wir die unverschämten Gebühren der Autobahnen umgingen, tuckelten wir mit 80kmH durch die liebevollen Bauerndörfer anstatt uns in die Lebensgefahrenzone bei 80 kmH zwischen französichen LKWs und französichen Idioten zu begeben. Jeden Abend fanden wir einen kleinen, süßen Campinplatz. Und jedes Mal beginnt unser kleines Schauspiel. Wir fallen natürlich auf mit unserem Safari-Bus zwischen all den schneeweißen Megawohnmobilen. Unsere Tür geht auf, raus krabbelt eine kleine, aufgeregte Maja, schnell den Laufwagen ausgepackt und sie ward nicht mehr gesehen. Maja zischt mit ihrem Wägelchen los und begrüßt jedes einzelne holländische Rentnerpärchen mit einem strahlenden Lachen oder einem charmantem Winken. Sehr schlau, die kleine Maus, den nun haben wir schonmal ein Stein im Brett, falls es in der Nacht dann doch mal was zum Beweinen gibt.
Bei einem Campingplatz waren wir dann sogar die Einzigen, so dass wir morgens unsere eigene Solardusche ausprobieren konnten. Wildduschen zwischen Kühen, Flüsschen und Feldern. Da war vor allem Maja sehr begeistert von. Maja ist absolut eine Reisende und so brav beim Autofahren! Sie freut sich schon immer auf den Autositz, quasselt dann eine Stunde vor sich hin, zieht ihre Socken aus, redet mit ihren Stofftieren, schaut aus dem Fenster und schläft dann irgendwann ein bis zwei Stunden. Sie gibt uns den Reiserhythmus vor. Wenn sie nicht mehr will, machen wir eine Stunde Pause, gehen einkaufen oder schauen uns nach dem nächsten Campinplatz um. Nur in der Nacht an der wir hier in Marseillan-Plage ankamen ging unsere Rechnung nicht auf.
Unser Navi hat nämlich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Bei unserer letzten Etappe von Nancy nach Sete schlug sie mal eben am nächsten Morgen wieder 120 km mehr drauf, entführte uns in wilde Gassen einer Kleinstadt, verzählt sich bei den Ausfahrten der millionen Kreisverkehre hier und kennt auf einmal keine Campinplätze mehr. Da uns das zuviel wurde leisteten wir uns die Autobahn, und die sonnige Strecke zog sich hin wie Kaugummi. Gerade noch schafften wir es abends in einen Supermarkt, doch die Campingplätze hatten dann zu. Maja fand das nun auch nicht mehr lustig und wir konnten uns nur noch in tiefster Dunkelheit auf einen der Wildcampingplätze neben die Riesenwohnmobile einreihen und unser Portapotti wurde eingeweiht. Fix und fertig plumpsten wir in die Falle und schliefen eng aneinandergekuschelt ein… bis uns unser Gasalarmmelder wieder rausschmiss. Etwas schockiert und durcheinander stellten wir zwar schnell fest, dass keine Gefahr bestand. Da Matthias doch draussen gesehen hatte, dass plötzlich ein paar Autolichter ausgingen, ging unser bekanntes, manchmal etwas überbesorgtes Kopfkino los. Fluchtartig packten wir unsere sieben(hundert) Sachen und suchten das Weite zum nächsten Wildcamperparkplatz, wo uns klar wurde, das der Alarm losging, weil dat Ding kein Strom mehr bekam, wo uns der Meereswind übers Dach fegte und wo wir morgens mit Salz- und Sandbeschlagenen Scheiben aufwachten .
Gottseidank konnten wir uns am Morgen beim nächsten, sehr sympathischen Campingplatz direkt am Meer unter Pappelbäumen einquartieren und freuen uns jetzt auf vier Tage Strandurlaub. Denn wir brauchen dringen eine Rumräum- und Busfahrpause. Nach dem ersten halben Tag kennt uns nun schon wieder jedes Rentnerpärchen, dank Majas Charme, und wir genießen die Tage bei Sonne, Baguette, Meer, Spielplatz und Boule zuschauen.
Ach ja! Und wir haben’s getan!!! Unsere Fähre ist gebucht! Am Samstag um 23h gehts in 30 Stunden nach Tanger in Marokko und am 1. Oktober wieder zurück.
On y va!