Zähneputzen auf dem Bobby-Car, tropfender Melonensaft von der Stirn bis zu den Knien, im Schlafanzug morgens schon die Welt entdecken, barfuss über Stock, Stein, Sand und Gras, ein Mauervorsprung als Spielplatz, eine Auffahrt zu den Müllcontainern als Rennstrecke, die Sahara als größter Sandkasten der Welt, Stillen unter Palmen und Sternenhimmel, Krabbeln lernen auf der roten Erde Afrikas, der Hohe Atlas mit Blick aus der Trage, Windelnwechseln auf Marakeschs Dachterrasse, Mittagsschlaf am Strand, Töpfchen-Training mit Bergpanorama, Hühnerfüttern vom Bett aus, Kinderkamelreiten, Taubenfüttern in Sarajevo, Schwimmen lernen beim Schnorcheln im Roten Meer, in der Wüste und so Vieles mehr! Das sind die großen und kleinen Abenteuer unserer Kinder auf Reisen, die sie offensichtlich glücklich machen.
Es gibt vielerlei Formen, wie und wohin Eltern mit Kindern und Babies auf Reisen gehen können. Selbst mit Bulli. Selbst nach Bosnien oder Montenegro. Auch nach Marokko in die Wüste und wer weiß wo noch alles hin. Sorgen und Gedanken fallen nahezu sofort ab, sobald wir uns mit unserem Bulli-Bus auf dem Weg machen, egal wohin. Dreckige Kleidung, nasse Füße, verstaubte Gesichter, Sand zwischen den Fingern und Zähnen und später im gemeinsamen Familienbett? Egal, dafür freie, ausgeglichene, gesunde Kinder in freier Natur um ihren freien, ausgeglichenen Willen gesund auszuleben.
Natürlich haben wir uns vor unserer ersten Abenteuerreise mit unser kleinen Maja und später auch mit Baby Susanna vielerlei Gedanken gemacht. Sorgen entstanden erst nach dem Durchforsten von Foren und einigen gedankenverlorenen Bemerkungen unserer Mitmenschen. Erst nachdem Matthias und ich uns wieder auf unser Denken und Fühlen konzentrierten, legten sich die Sorgenfältchen sowie mit jedem weiteren Reisetag.
Vielleicht können wir auch ein paar Falten glätten und und manche Sorgen in Schall und Rauch verwandeln:
Windeln gibt es überall, selbst in der Wüste, selbst die bekannte P…-Marke, wenn jedoch gerade die, oft mit überdimensionalen Duftstoffen versehen sein können.
Beikost funktioniert auch ohne Brei. Mit Stillen und Fingerfood sind unsere Kinder wunderbar zurecht gekommen, konnten mit uns zusammen essen (lernen), Kleckereien und Essensreste sind beim Camping sowiso mit inbegriffen.
Das Essen in anderen Ländern hat auch unsere Maja mal Durchfall beschert. Doch mit einer gut vorbereiteten Reiseapotheke, von Globuli, Naturheilmedizin über Breitbandantibiotika bis zum Infektionsschutz-Set haben wir diese Phasen gut durchgestanden. Wir wissen, dass es in den meisten Ländern bei größeren Hotel meist einen Notarzt gäbe, und haben immer einen Notgroschen, mit dem wir uns ein gutes Hotelzimmer leisten könnten bei akuten Erkrankungen. Bisher alles noch nicht eingetroffen. Bis auf den einen Durchfall in Marokko und einen Schnupfen in Österreich war Maja noch nie auf Reisen krank. Susanna sowiso nicht. Außerdem kann ich nur den Erste-Hilfe-Kurs für und mit Baby vom DRK empfehlen!
Insektenstiche bleiben nicht aus und auf Moskitonetze wollen wir nicht mehr verzichten. Zitronenlampen und Lavendelduft soll angeblich die Mücken fernhalten, konnten wir aber noch nicht so feststellen, beutzen wir trotzdem. Man soll den Glauben nicht verlieren. Von Mitteln wie Anti-Summ (Name v.d. Redaktion geändert) halten wir nichts. Zur Behandlung empfehle ich von WALA sowiso alles mögliche, aber ganz besonders das Wund- und Brandgel. Sofort auf den Stich geben, ist dann nur noch halb so schlimm. Noch ein Tipp: immer Kühlpack und Zwiebel vorrätig haben für eventuelle Wespen- und Bienenstiche.
Über Impfungen sollten sich Eltern grundsätzlich gut informieren und jedem steht zu sich individuell dafür oder dagegen zu entscheiden. Vielleicht gibt es manchmal kein Falsch und kein Richtig. Es gibt spezielle Impfempfehlungen für Reiseländer und vielleicht sollte man stark den Nutzen-Schaden-Faktor abwägen bevor man sein Baby oder Kind einer Impfung aussetzt. Ich habe einige Bücher gewälzt, unter anderem „Impfen Pro und Kontra“ von Martin Hirte, das uns sehr bei unseren Entscheidungen geholfen hat. Bezüglich Hepatitis Vorsorge hielten wir uns streng an den Tipp unserer Kinderärztin „Cook it, peel it or leave it!“.
Mit Kindern wird man meistens mit offenen Armen und einem breiten Lächeln empfangen. Je weiter weg von Deutschland, desto größer der Empfang. Je jünger die Kinder desto mehr werden sie gehätschelt, geknutscht und entführt, der Familie vorgestellt und bespaßt. Hat man einmal die deutschen Bedenken abgelegt, die auch in uns innewohnen, so erleben unsere Kinder ihre ganz eigenen Reisegeschichten. Es wurde aber auch akzeptiert, wenn wir unsere Mäuse einfach für uns haben wollten. Die Gastfreundlichkeit und Leichtigkeit im Umgang mit fremden Kindern haben uns insbesondere in Marokko beeindruckt.
Als Sonnenschutz haben wir uns meistens an Schatten und lange, leichte Kleidung gehalten. Teure Klamotten oder Sonnenhüte mit LSF sind da gar nicht nötig, normale Kleidung hilft genauso gut. Ein paar echte Sonnenstrahlen auf der Haut kurbeln die Vitamin-D Produktion an, und erst wenn es nicht mehr anders geht, greifen wir zur Sonnenmilch, mal mit mineralischen mal mit chemischen Filter.
Wegen Schlangen und Skorpionen hatte (und habe) ich wohl am meisten Bedenken. Trotz gegensätzlicher Vorhersagen, dass man schon geheures Glück braucht um diese überängstlichen Tiere zu finden, trafen wir auf eine höchst tödliche Wüstenschlange in der Sahara sowie ein großer Skorpion in Montenegro. Respekt und Vorsicht sind seitdem größer. Eher wird man jedoch von einem Auto überfahren als von einer Schlange gebissen. Bei diesen Relationen ist Deutschland ein höchst bedrohliches Reiseland.
Wäsche waschen geht mittlerweile wohl weltweit, ganz wunderbar mit Waschmaschinen. In Lateinamerika, Marokko sowie im Balkan gibt es in jedem Hostel oder Campinplatz preiswerte Waschgelegenheiten oder Wäschereien.
Für die hygienischen Zustände sind wir meistens selber verantwortlich. Unser Bus ist unser Zuhause. Da Draussen auch unser Zuhause ist, sieht’s im Bus manchmal aus wie draussen. Handdesinfektionsmittel kam täglich nach diversen Toilettenbesuchen zum Einsatz und zur Not haben wir ein Porta Potty an Board sowie ein Töpfchen. Mal duschen die Zwei mit mir in den unterschiedlichsten, engsten Duschkabinen, aber am Liebsten nutzen sie unsere Solardusche und den Spielkisten als Badewanne.
Internet gibt’s so ziemlich immer. Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann.
Matthias und ich versuchen uns immer wieder zu beweisen, dass wir frei sind von Glaubenssätzen, die man nur für wahr hält, weil Andere daran glauben. Sind wir natürlich nicht, aber wir versuchen es. Und bezüglich über das Leben als Eltern gibt es eine ganze Menge Aussagen, die wir nicht so einfach hinnehmen wollen. Zum Beispiel: „Tjaaa, da müsst ihr euch wohl ganz stark einschränken mit dem Reisen! Mit nem Baby oder Kindern kann man jetzt nicht mehr so einfach weg!!!“ Nun… es geht doch! Natürlich reisen wir anders, aber durch die Freiheit eines Bullis fühlen wir uns nicht sehr eingeschränkt und man kommt auch weg. Mit Baby und oder Kleinkind zwar nicht so schnell, aber was ist schon Zeit, wenn man mit Kindern sowiso im Hier und Jetzt lebt. Strandurlaub ist natürlich toll für alle Beteiligten, aber auch Berge, Städte, Seen, Wiesen, Wüste, Steppe und Schnee. Kinder finden irgendwie überall was zum Spielen und Turnen, wenn man sie lässt und ihnen vor lauter Sicherheitsmaßnahmen, nicht die Freiheit, Erfahrungsräume und ihre Begeisterung an der eigenen Entfaltung nimmt.
Nothing is impossible. The word itself says ‚I’m possible‘!
(Audrey Hepburn)