Aller Anfang ist schwer… Aber ich wollte ja das Abenteuer. Bitte schoen, da ist es! Somit faengt meine abenteuerliche Reise schon nach drei Minuten im heimatlichen Köln-Worringen an, wo ich nur kurz aussteigen wollte um mir das noetige Kleingeld zu besorgen. Ich vergass vor lauter Aufregung meine zwölfjaehrige Pinnummer, die mir eigentlich nomalerweise automatisch von der Hand laeuft, also habe ich verwirrt dreimal die falsche Numer eingegeben und somit war meine Solo-Abenteuer-Reise eroeffnet. Ich mache die Reise unter anderem um mich selber etwas besser kennenzulernen. Manche Dinge aendern sich nie, der verwirrte Teil in mir ist mir nicht unbekannt und mit dem hab ich hoechstwahrscheinlich weiterhin zu tun. Natuerlich wurde es knapp mit der Zeit, da ich mich auch noch mit dem Terminal vertan hatte, was in Frankfurth kein Spaziergang ist, und die brasilianische Fluggesellschaft, sich unendlich viel Zeit zum Einchecken lies, wobei genau ein Mensch fuer die volle Economy Classs zustaendig war und drei für die paar Deppen der First Class. Ich bin echt dankbar, dass meine Mama und meine Schwester dabei waren, so musste ich zumindest die ersten drei Stunden meiner Reise nicht alleine bewaeltigen. Dafuer huschte ich in Sekundenschnelle durch die Handgepaeck-Kontrolle und sass ploetzlich an meinem Fensterplatz, atmete tief durch, fuehlte mich sehr frei, das Flugzeug startete, ich guckte zwei Filme, schlief ein und hastanovista (hastenichgesehn) war ich in Sao Paolo. Fuehlte mich gut in der schwuehlen Luft, zwischen den fremden, froehlichen Gesichtern, fuehlte mich noch freier. Ich wechselte das Flugzeug, fuehlte mich frei wie ein bunter Vogel und nach einem beeindruckenden Flug ueber den Regenwald war ich in Salvador, stand am Gepaeckband und wartete… und wartete… und wartete… Mir wurde klar: ich war gut und schnell in Brasilien angekommen und ich fuehlte mich innerlich sowie aeusserlich von Lasten und Gedanken befreit. Tatsaechlich war ich um 20 Kilo leichter geworden, denn mein Rucksack hatte den letzten Flug verpasst, und war in Sao Paolo in ein Flugzeug nach Buenos Aires eingestiegen. Gott sei Dank gibt es Judith und Pedro! Judith ist das seltene Exemplar einer englischsprechenden Portugiesin, zustaendig fuer Gepaeckprobleme bei der TAM. Pedro ist mein 64jaehriger, singender Taxi-Chauffeur und persoenlicher Bodyguard. Die Zwei regelten alles, zusammen mit Marga, meine deutsche Pousada- Besitzerin an Pedros Handy. Ich verstand insgesamt nicht ein Wort, unterschrieb ein wichtiges Gepaeckdokument nur mit meinem Vornamen und sass mit Pedro im Taxi zum Hafen, und freute mich insgeheim, dass mir mein riesiger 20kg schwerer Rucksack per Aero-Taxi nach Morro bis zu meiner Pousada geliefert wuerde und ich ihn jetzt nicht noch mitschleppen musste. Pedro und ich verstanden schnell, dass ich kein portugiesisch verstehe und er kein englisch, spanisch, deutsch oder franzoesisch. Dumm. Wer behauptet eigentlich, man koenne sich in Barsilien auch mit spanisch durchschlagen? Nach etwa 45 Minuten, in denen Pedro mir mindestens drei Lieder vorsang und mich auf portugiesisch in Portgiesisch unterrichete, kamen wir am Hafen an und ich hatte noch 3 Stunden Zeit. Es dauerte allerdings eine ganze Stunde bis ich verstand, dass Pedro mich nun in dem huebschen, historischen, wie ich spaeter erfuhr auch kleinkriminellen Stadtteil Pelourinho (o.ae.) aussetzen wollte und mir den Weg zurueck erklaert hatte. Allerdings laufen schon morgens um elf Uhr alle moeglichen Typen dortrum so auch ein Junge, der mit Pedro diskutierte und mir danach auf englisch zu verstehen gab, er würde mir jetzt die Altstadt dort zeigen, dass sei alles mit dem Taxifahrer abgeklärt. Ich steckte mein Handy ein, die wichtigen Dokumente und einen Notgroschen hab ich vorsorglich schon daheim unter allen Klamotten versteckt und folgte dem fröhlich plaudernden jungen Mann. Es dauerte kaum ein paar Schritte da hörte ich jemanden wild meinen Namen rufen, gleichzeitig wurden die zwei Polizisten in meiner Nähe lebendig und gemeinsam winkten sie mit Pedro zusammen mir aufgeregt zu. Mein Begleiter und ich gingen wieder zurück, alles redete wild auf mich in brasilianisch mit Worten udn Händen udn Gesten udn Mimik auf mich ein, irgendwie waren sie sehr verärgert. Plötzlich war mein Begleiter weg, dafür kam eine sehr nette Mama mit Kind dazu, die für uns alle dolmetschte. Pedro war wütend, weil ich auf gar keinen Fall mit dem Jungen hätte mitgehen sollen, die Polizei war der gleichen Meinung, Pedro hätte es mir doch gesagt, ich solle mit keinem mitgehen, die Jungs schleppen einen um die nächste Ecke udn rauben Touris aus.
So also meine erste Stunde in Südamerika: kein Gepäck, fast ausgeraubt, und Polizei und Taxifahrer sind wütend auf mich. Die liebe Mama beruhigte mich jedoch und Pedro stellt nun sein Taxi neben die Polizisten und wich mir nun nicht mehr von meiner Seite. Er zeigte mir die Altstadt, die ich nur noch schemenhaft in Erinnerung habe, da ich zu sehr damit beschäftigt war diese ersten Eindrücke zu verarbeiten. In dieser Stunde hab ich alles gesehen was einen ganzen Urlaub fuellt, von Samba-Trommlern, ueber brasilianisches, lautes Treiben auf der Plaza, Polizeischutz, historische Gebaeude, Maerkte, Ausblick ueber Hafen, ihren Drogenrausch ausschlafende Jugendliche und traurige Armenviertel. Sobald Pedro zwei Schritte von mir entfernt war, wurde ich sofort von Verkaeufern und “Touri-guides” angequatscht, und so war ich tierisch froh als ich endlich wieder in seinem Taxi sass und verstanden hatte, dass ich nun etwas zu Essen bekomme. Da Pedro und ich uns meisten nicht verstanden, zumindest verbal, ansonsten hatte ich den alten Taxifahrer schon in mein Herz geschlossen, lief das meiste wortlos oder mit Haenden und Fuessen ab, wobei ich stolz hinzufuegen moechte, dass ich innnerhalb kuerzester Zeit einiges gelernt hatte. Somit hielten wir irgendwo in Barra, ein Stadtteil von Salvador, der eindeutig sicherer ist als der letztere, und ich folgte Pedro in eine Spelunke, in der reges Treiben herrschte. Schnell sahen meine hungrigen Augen: hier gibt es ein riesiges, ueppiges brasilianisches Buffet, wo es nur Brasilianer zum Lunch gehen und ich die Haelfte des Essens nicht kenne, per Namen schonmal gar nicht. Pedro stellt mich froehlich jedem vor den er kannte als “mi amiga de Alemania”, und diejenigen gaben mir dann Tipps was ich alles probieren sollte, letztendlich ass ich von jedem Etwas, und schnappte mir auch noch einen Riesenteller mit exotischen Fruechten. Muy bien! Als ich so am offenen Fenster sass und den Blick von der ganzen brasilianischen Gesellschaft loesen konnte, schaute ich raus und was seh ich? Direkt gegenueber befindet sich die Pousada “Estrela do Mar”, in der ich von Mittwoch bis Montag residieren werde! Die Welt ist auch in Brasilien klein. Ich mag Salvador – kleine, bunte, süße 3 Millionen-Einwohner-Stadt. Satt und zufrieden, aber schon overload mit allerlei Eindruecken ging es endlich wieder zum Hafen. Pedro begleitete mich noch bis zu meinem Sitzplatz in der Hafenhalle, denn vor der Hafenhalle quatschten mich schon wieder irgendwelche Brasileros an, die mein Ticket sehen wollten und mir was Guenstigeres versprachen. Echt anstrengend! Ich wurde neben einem Ami-Paerchen platziert, mit denen ich mich gut unterhalten habe. Doch auf der Faehre wollte ich einfach mal mit nichts und niemanden irgendwas zu tun haben, suchte mir am Heck einen Sonnenplatz und starrte zwei Stunden lang, Gesicht gen Sonne in die Wellen und Wogen und das sich entfernende Salvador und liess mich von dem kleine Katamaran in ein andere Welt tragen…