24) Marokko von A bis Z

Marokko begleitet uns in unseren Erinnerungen und lässt uns noch nicht ganz los. 1001 Kilmometer Busfahrt durch Spanien geben uns viel Zeit für diesen Artikel.

A =Alaah, Ampel, Abschlepper

„A wie Auto“ würde Maja an dieser Stelle sagen und wild auf ihren Papp-„Comjuter“ eintippen, den ich ihr irgendwann basteln musste. „Alaah“ und „Afrika“ sind gute Wörter zum Zähneputzen. Mit „Alaaaaah…“ wurden wir vom Muezzin geweckt und ins Bett gebracht. Das witzige beim marokkanischen Autoverkehr ist, dass die ganze Zeit fröhlich gehupt wird aus allen erdenklichen Gründen. So darf derjenige, der als esrtes das grüne Ampellicht sieht, als erstes Hupen. Abschlepper! Sie sind überall. In Tétouan waren sie ganz hilfreich, in Fés hätten wir den Platz nicht gefunden, in Chefchaouen war’s amüsant, in Merzouga konnten wir ihm nicht entkommen, in Skoura haben wir ihn im Staub und Abgas stehen lassen, in Zagora bekamen wir einen Garagen-Aufkleber, ohne dass wir was zu reparieren hatten, in Marrakesch gibt’s vor allem Restaurant-, Schlangen- sowie Henna- AbschlepperInnen und der nervige Bootstouren-Schlepper in Moulay Bousselham flüchtet vor Matthias Worten „Himme‘, Arsch un‘ Zwirn!! J’ai dit ,Non‘ !!!“.

 

B = Berber, Bettler, Bisous

„Aaah, you berber!!!“ Welcher Händler umschmeichelt uns nicht mit diesem Kompliment.Vor allem in dem Wüstengebieten gibt es noch viele Berber. Überall entdeckt man den Geheim-Code mit zwei Halbkreisen, dass dort berber gesprochen wird. Bettler gibt es viele und werden überall geduldet. Der Islam empfiehlt, den Armen einen Teil seines Einkommens abzugeben, auch wir haben immer etwas Kleingeld übrig. „Bisous?“ und noch bevor wir was sagen können, beugen sich Kinder,Jugendliche, Frauen, Jungs wie Mädels zu unseren Blondschöpfen runter und geben ihnen ein Bussi auf Wange oder Mund. Vor allem in den Einkaufszentren ein wilkommene Abwechslung für das Personal.

 

C = Couscous, Camper, Campingplätze

Couscous gibt’s nur Freitags. Da ist Familientag in Marokko und alles hat zu. Die zwei Mal, wo ein Restaurantbesuch auf einen Freitag fiel, schmeckten die Couscousgerichte fantastisch. Das Campingleben in Marokko ist so viel interessanter als das in Europa. Hier lässt sich sogar der größte Afrikaabenteurer nieder. Die Camper haben fast alle was zu erzählen und man trifft auf die abenteurlichsten Camping-Cars. Ausgebaute Landrover, Camper-Trucks, die für’s weite Weltreisen gedacht sind, 4×4 Wüstenfahrzeuge, kleine und große Wohnmobile. Jedoch kein T3, außer uns. Nur ein Berliner T5 oder mal ein T4 de luxe. Die Campinplätze tun unserem strapazierten Geldbeutel gut, Klos und Duschen sind meistens okay, sauber aber einfach und alt. Und es huschen immer ein paar Tierchen umher von Mücken über Ameisen bishin zu diversen Geckos.

 

D = Durchfall, Dattel, Dromedar

Den armen Matthias hat’s manchmal ganz schön gebeutelt. Essen und heiße Tage spielen seinem Körper einen Streich. Geholfen hat schließlich ein Mix aus Kohletabletten, homöopathisches Anis-Trinkpulver, Okoubaka, Diät, Schlafen und Cola. Datteln sind superlecker in Marokko, ganze Meere von Dattelpalmen ergießen sich in den Flußzonen der Wüste. In Agdez Richtung Zagora kauften wir ne ganze Kiste. Die, die obendrauf lagen waren toll und eine dankbarer Reise-Snack, die nächste Schicht war ein einziger unansehlicher Klumpen. Immerhin haben wir den Deckel als Kramkiste aufbehalten. Unsere Maja, die vor Pferden und anderen Tieren so viel Respekt hat, schien eine wundersame Zutraulichkeit zu den riesigen Dromedaren zu haben. Zusammen mit mir lässt sie sich durch den Sand schaukeln und staunt immer wieder „huuu, das ist ganz schön wackelig.“

 

E = Eier, Essen, Einsamkeit

Eier gibt’s ne Menge in Marokko, gibt ja auch genügend Hühner. Jenseits des Hohen Atlas sollte man sich vorab eine Eierschachtel aufbewahrt haben, denn die verkaufen die Eier nur auf großen Paletten von Motorräder stapelweise transportiert, und schmeißen diese in die Tüte als währen es Tennisbälle. Das Essen in Marokko ist fantastisch! Tajines, Couscous, Fleisch am Spieß, Melonen (!!!) und andere Früchte, Gemüse, das noch so richtig viel Geschmack hat, Zucchinis in allen Formen usw. Wenn auch das Frühstück ein wenig einfallslos ausfällt, so gibt es selbst im hintersten Eck in der Sahara, noch genügend Gemüse, Nudeln und Thunfisch in Dosen, so dass Nudeln mit Toamtensoße eine kreative Herausforderung war. Auch Putenschinken und Käse gibt’s, aber das hat ganz schön seinen Preis. Einsam ist man nie in Marokko. Selbst auf den kilometerlangen Straßen von Da-ist-nichts bis zu Da-kommt-nichts wandert ein Marokkaner (Mann/ Frau/ Kind) einsam an der Straße entlang oder wartet auf was und ich wundere mich wie er dahingekommen ist. Auch werden wir gerne von Kindern udn Frauen betsürmt oder Männer und Polizisten wollen einfach so aus einer (Verkaufs-)Laune heraus mit dem Matthias quatschen.

 

F = Federvieh , Fröhlichkeit, Fladenbrot

Susannas ersten Worte sind, wie kann es anders sein „Baack, baack!“ Auf jedem Campingplatz kommen uns Hühner, Küken, Hähne, Enten, Pfaue, Spatzen, Tauben und anderes Fedevieh besuchen, die sich dankbar bis unverschämt auf unser Brotstürzen, ob als Krümel oder ganze Brotscheiben noch zum Verzehr gedacht.Maja opfert sogar ein paar Kekskrümel. Die marokkanische allgegenwärtige Fröhlichkeit ist ansteckend. Am Anfang noch etwas misstrauisch, können wir jedoch schon nach den ersten paar Tagen entspannt aufatmen: die Fröhlichkeit ist echt, und in keinem Land haben wir uns jemals so sicher und willkommen gefühlt. Fladenbrot wird immer vor Ort auf dem Holzofen selbt gebacken und oft konnten wir es morgens noch warm mit Marmelade bestreichen.

 

G = Gewürze, Gastfreundschaft, Grüner Tee

Das Land der 1001 Gewürze verzaubert auch unsere Kochkünste. Die gelb-braun-roten Gewürzberge spiegeln nicht nur die leckere Küche sondern auch die Farben der Berg- udn Wüstenwelt wieder. Die Menschen hier befallen noch keine Berührungsängste und wir werden oft eingeladne zu Tee und Gebäck. Da fast alle noch irgendeine Handarbeit beherrschen freuen sie sich auch darüber, wenn man ihnen etwas abkauft, bleiben aber auch sehr freundlich und lustig, wenn man nichts kaufen möchte. Der berühmte marokkansiche Tee ist ein Mix auf grünen Tee und frischer Minze. Bis heute haben Matthias und ich noch nicht den richtigen Geschmack treffen können, aber wir arbeiten dran.

 

H = Handel, Hitze, Hände waschen

Wer in Marokko nicht handelt, beleidigt nicht nur den Händler sondern zahlt manchmal sogar das Zehnfache. Matthias und ich sind ein Super-team geworden. Wenn wir nicht unseren Preis bekommen, dann gehen wir einfach. Aber auf Teufel komm raus die Händler runterdrücken tun wir auch nicht. Es gibt Menschen, da zahlt man gerne mehr, was bei uns noch wenig wär. Die große Hitze von 45 bis 55° Grad zog ab bevor wir kamen, wofür wir unendlich dankbar sind. Es wäre sonst ein kurzes Vergnügen gewesen, denn schon drei Tage Marakesch bei 43° Grad hat uns gereicht. Mit Hände waschen kamen wir fast nicht hinterher. Staub, Erde und Sand waren ständig und überall. Es reduzierte sich oft auf Feuchttücher und Handdesinfektion, eine Wasserflasche ersetzte den Wasserhahn und kaum zu glauben wie ein Waschlappen nach der Reinigung von Kinderhänden aussehen kann. Und manchmal haben wir einfach beide Augen zu gemacht.

 

I = I-Ah , Islam, Inshallah,

„I-Ah, I-Ah, I-Ah!“ tönt es immer wieder und man wundert sich wie die Natur solche Laute erfunden hat. Während die Einen in den Großstädten den Esel eintauschten gegen die neueste Hochglanzkarosserie, wäre so manche Frau auf dem Lande glücklich über einen Esel, der ihr die große Last Getreide und Heu kilometerweise trägt. Der Islam ist gegenwärtig, der Muezzin ruft fünfmal am Tag, dass Allah groß ist, selbst ohne Kopftuch kleidet sich frau so, dass Schultern, Dekolltee und Knie bedeckt sind, gegessen wird mit der rechten Hand, es gibt immer wieder Räume, in denen die Moslems Richtung Mekka beten können und immer wieder benutzen sie Redewendungen wie „Inshallah!“ (so Gott will).

 

J = Jallah, Joghurt, „J‘ai beaucoup de …”

Ein freundliches “Jallah, jallah!” wird Maultieren sowie Kindern zugerufen und heißt soviel wie „Komm schon! Weiter geht’s!“. Joghurt ist wohl das heimliche Nationalgericht Marokkos. Ich hab nie gesehen, dass es jemand isst, aber auch im verstaubtesten, düsteren Laden der Steinwüste wartet ein Danone auf dich und rettet uns immer wieder, wenn mal einen der kleine Hunger packt. „Oui, oui! Entrez, s’il vous plaît! J‘ai beaucoup de…“ Lampen, Schuhe, Wasser, Joghurt, Tee, Gewürze, Teppiche, Stoffe. Eigentlich alles, wonach wir fragten, gab e simmer ganz viel davon, wir sollen doch hereinkommen (C’est gratuit! Das Anschauen.). Und nicht seltenbetrat man wunderbare Räume mit dem Flair von altem Afrika und Orient. Man darf sich halt nicht immer so scheuen.

 

K = Kinder, Katzen, Kasbah,

Kinder gibt’s überall, aber vor allem in Afrika! Da sich das Leben in diesen heißen Ländern draußen abspielt, sind es auch alles noch richtige Straßenspiel-Kinder-Clans, die sich kreativ mit dem Spielzeug von unseren Kindern beschäftigen können. Kinder lieben Kinder, unsere waren ganz fasziniert von dem gewusel manchmal um sie herum udn die marokkansichen Kindern waren fasziniert von den Blondschöpfen. Selbst jugendliche Kinder, Bub oder Mädel, winken wie wild und schäkern mit Maja und Susanna, was einem deutschen Jugendlichen niemals einfallen würde. Katzen gibt’s auch überall, vor allem in Afrika! Und die essen auch alles, sogar Brot udn Melonenschale. Die armen Mizis müssen ganz schön Hunger haben, sehen meistens leider etwas dürr und kränklich aus, katzenbabies bestehen eigentlich nur aus Augen, Ohren und Pfoten und erregen unser großes Mitgefühl. Susannas zweites Wort ist somit „Au“ für „Miau“.

 

L = Leuchten, Leder, Lawrence of Arabia

In Sachen Handarbeit macht niemand den Marokkanern so schnell was nach. Die Lampen mit ihrem 1001 Nacht-Atmosphäre sind wunderschön. Für die restlichen Abende der Reise ergattern wir kurz vor Abfahrt noch eine kleine Tischlampe, die uns immer wieder in Erinnerungen eintauchen lässt. Allerdings eine Kerze in Spanien zu finden war gar nicht so leicht. Die Gerbereien der Souks in denen die Tierhäute zu Leder gegerbt werden, darf man sich nicht entgehen lassen. Ein Stück uralte Knochenarbeit kann man beobachten, sogar der Gestank war erträglich. Die Wüstengegenden hinter dem Hohen Atlas dienen seit Jahrzehnten als Filmkulisse. „Lawrence of Arabia“ ist das Synonym für Filme wie Gladiator, Queen of Desert, Asterix und Kleopatra, Die Mumie, Prince of Persia und viele andere, die nun auf uns warten, angeschaut zu werden. Apropos: mittlerweile 9 Wochen ohne Fernseher! Fällt gar nicht auf.

 

M = Mercedes , Marjane, Merkel-Würstchen

So viele uralte Merzedesse auf den Strassen, ein Paradies für den Matthias. Auch wenn sie nicht immer danach aussehen, sie fahren einwandfrei und werden zu 90% als Taxi benutzt, was uns in Marrakesch zweimal in den Genuss einer solchen Oldtimer-Fahrt (ohne Anschnallgurte) bringt. Während die Frauen auf den Feldern, in der Küche, am Fluss, am Brunnen, Kinder hütend und tragend von morgens bis abends arbeiten, sitzen die Männer in Cafés, Restaurants, vor ihren Läden oder schlafen am Boden hinter ihren Verkaufstheken. Matthias fällt das gar nicht so auf, doch ich spüre manchmal die 1001 neugierigen Blicke. Der Führer von Ait ben Haddou zählt stolz auf, was die marokkanischen Frauen so alles arbeiten und sagt zum Schluß: Ach ja, das ist normal hier. Ich bin hin- und her gerissen zwischen Ich-werd-mich-nie-wieder-beschweren-das-Kinder-oder-Haushalt-anstrengend-sind und BlödMANN-das-ist-ganz-und-gar-nicht-normal! Die Merkel-Würstchen heißen natürlich nicht Merkel, aber so ähnlich und sind typisch marokkanische rote Grill-Würstchen aus „dinde“. Das Siegener Pärchen aus Chefchaouen hat die so genannt und wir wissen bis heut nicht wie sie wirklich heißen.

 

N = Nüsse, Nougat, „Non, merci!“

Zu den zahlreichen Nüssen, ob gebrannt, geröstet, gesalzen, gezuckert, mit Honigglasur und Sesam, zu allen sagen wir natürlich „oui!“. Irgendwo streunert immer einer mit einem Korb oder steht mit einer Röstschale und zwanzig verschiedenen Nuss-Sortimenten, schenkt uns und den Kindern ein paar Nüsse und hat uns an der Angel. Zu den Nougatständen in Fés sagen wir auch „oui“ sowie zu all den anderen leckeren kleinen manchmal ganz schön versteckten Honig-Nuss-Gebäck-Läden oder Patisserie-Karren. „Non, merci!“ kommt uns fast noch öfter über die Lippen, da uns in den größeren Städten auf Schritt und Tritt immer irgendwer Menükarten, Gucci-Brillen, Henna-Tattoos, Souvenir-Klimbim oder gar Cannabis unter die Nase hält.

 

O = Öle, Oued, Orient

Das Argan-Öl ist selbst am Herkunftsort noch ganz schön teuer. Es scheint fast ein Allround-haut-Heilmittel zu sein. Wir decken wir uns damit ein, weil es usnerem Gaumen schmeckt und selbst Maja kann nicht genug vom Brot in Öl oder Argan-Honig „eintuppen“ bekommen. Ein „Oued“ ist ein Fluss, der in Marokko jedoch meist kein Wasser führt, doch davon gibts tausende hier und unser Navi denkt immer noch, es gäbe Sen und Flüsse in der Wüste. Als mir unser Blog-Titel einfiel musste ich erst recherchieren, ob Marokko überhaupt zum Orient gehört. Definitif! Und was macht einen Orient aus? Die würzigen, sonnigen Gerüche, die Hitze, die fliegenden Teppiche, die freundlichen Händler, die Souks und Basare, die Muster und Ornamente, die Musik, die Kamele, der Geschmack von Gewürzen, Nüssen, Tee und süßen Honig-Gebäck, der Sternenhimmel, die Palmen, die Sprache und die braunen, gelben roten Farben des Bodens und der Berge in Verbindung mit den saftigen Blau des Himmels und Grün der Oasen mit ihren rosa, roten Blumen.

 

P = Polizei, Pannen, Pfannekuchen

Die Polizei ist allgegenwärtig und mindesten an Ortseingang und –ausgang sowie mitten im Nirgendwo steht eine Kontrolle, die uns meist durchwinken oder ein Schwätzchen halten wollen. Nur einer hat einen Grund gesucht, damit wir was zahlen sollen, doch als er die Kinder bei mir hinten sieht und ich tatsächlich angeschnallt bin („C’est obliagtoire en Maroc!“ – Aha, und was wenn der Bus ein merzedes-Taxi wär und ich hinten unetr vier Kindern sitzen würde?), gibt er mit einem Lächeln auf. Pannen hat jeder, der nach Marokko kommt, ob nun nigelnagelneues Fahrzeug T3 Synchro von 1987. Behoben werden alle Pannen, meist höchst abenteuerlich improvisiert, mit Ersatzteilen, die nicht funktionieren (wie hier alles „Neue“ in Marokko meist nicht funktioniert). Wie gut, dass Matthias ein meister des Fachs ist, sonst wär man manchmal den Improvisatören ganz schön ausgeliefert („Der macht’s nicht mehr lang!“ hör ich oft von Matthias, der wieder ein Improvisationobjekt gesichtet hat). Pfannekuchen-Frühstück in der Sahara kann wirklich glücklich machen! Eine grandiose Abwechselung zum Fladenbrot mit Marmelade.

 

Q = querfeldein, quasseln, Quatsch mit Soße

Querfeld ein geht es mindesten einmal pro Tag. Feldwege, sandige Untergründe, Offroadpisten, getrocknete Schlammfelder, ehemalige Flussbetten, Zufahrten zu Campingplätzen, staubige unasphaltierte Mini-Gassen, kilometerlange Baustellengeröllstraßen. Trotz ausgebauter Cardanwelle alles kein Problem für das Doppel Matthias-Bus. Die arabische Sprache ist ein allwärtiges Gequassel um uns, schon komisch, wenn man so gar nichts versteht udn die dennoch mit uns reden, meist kommen wir mit Französisch weiter udn sobald die hören wir sind aus Deutschland muss den Marokkanern jemand mal die wichtigsten Vokabeln beigebracht haben: „Alles klar?“, „Schnaps?“ „Willkommen, willkommen!“ und es folgt die Aufzählung diverser deutschen Städte: Frankfurt, Berlin, Hamburg… Quatsch machen sie alle mit Maja und Susanna. Manchmal nur so, dass wir es durch ein Grinsen in Majas Gesicht erahnen, dass sogar bleibt wenn man ihr den Dizi klaut oder ein lachendes Quietschen (Ach guck! Noch ein Wort mit Q) von Susanna den Quatschmacher hinter meinem Rücken verrät. Maja hätte aber lieber „Fleisch mit Soooße“.

 

R = Ruhe, Reichtum, Risiko

Seine Ruhe haben wollen. Einen Ausdruck, der wohl nur von einem Deutschen kommen kann. In Spanien schon ein Fremdwort, kann sich ein Marokkaner gar nicht vorstellen. Familie wird großgeschrieben und so füllt sich abends und Freitags die Gassen, Restaurants, Picknickplätze und Dorfplätze mit Familien, Kindern und Leben. Die einen sind reich voll Geld, die anderen sind reich voll Menschlichkeit. Punkt. Das Risiko von Skorpionen oder Schlangen getötet zu werden immens niedriger als in Deutschland auf der Autobahn umzukommen. Das Risiko bestohlen oder überfallen zu werden ist in Spanien und Frankreich viel höher. Das Risiko auf einer Marokkoreise ziemlich glücklich und zufrieden zu werden, ist immens hoch!

 

S = Schlangen, Souks, Salemaleikum

Da wir sei mit eigenen Augen gesehen haben, was sonst so vielen verwährt bleibt, können wir sagen, ja es gibt Schlangen in der Wüste. Sobald eine auftaucht, was ziemlich selten ist, aber nach Regenfällen sie sich gerne was zu trinken suchen, ist das ganze Dorf hellwach, sie wird gefangen und getötet. Nein, nicht gegessen.Skorpione haben wir nicht gesehen, haben aber auch höllisch aufgepasst, dass wir abends unsere Schuhe und Rumstehzeug wegräumen und bei so manchem Steinhaufen durfte Maja keien Steine sammeln. Die Souks sind der reinste Wahnsinn, ein Reichtum an Leben, Farben, Gerüchen, Bildern, Erfahrungen, die wir immer gerne aufgesogen haben. Riesige Hypermärkte wie den Marjane („Mary Jane“) gibts nur bei den Metropolen, die kleinen verstaubten Lädchen führen nur Wasser, Joghurt und Milch. Für Frischware mus man halt in die versteckten Gassen der Souks. Mit „Salemaleikum“ wird man gegrüßt und selbst Maja versuchte sich darin, genauso wie sie auf einmal „Merci“ sagte.

 

T = Teppich, Turban, Tajine,

Es gibt rote, grüne, blaue, gelbe, braune, schwarz-weiße, gewebte, geknüpfte, fliegende, liegende und Berber- Teppiche alle mit natürlichen Farben verarbeitet, wie Henna, Safran oder Indigo. Die Seite ohne Fransen heißt in arabisch „Willkommen“ und die Seite mit Fransen heißt „Gute Reise“. Genauso schön sind auch die gewebten Tücher und Stoffe, je tiefer man in die Sahara eindringt desto mehr indigofarbene Turbane sieht man. Die meisten tauchen urplötzlich hinter ein Ecke, einem Schild oder einem Schlagloch auf und sind hilfsbereite Menschen oder aber nervige Kletten. Das typischste Gericht in Marokko sind die Tajine-Gerichte. Fleisch, Gemüse und Gewürze werden in einer Tonschale übereinander gestapelt und mit ein kegelförmiger Deckel geschlossen. Das brutzelt zwei Stunden lang über dem Holzofen und wird genauso serviert und mit Fladenbrot (für uns Banausen auch mit besteck) gegessen. Total gut!

 

U = Uhren, überladen, unter Palmen

„Die Europäer haben die Uhren, die Afrikaner die Zeit.“ Mehr brauche ich gar nicht zu sagen, so ist es und so wird auch gelebt und das tut ganz schön gut. Auch wir haben nur noch die Uhr vom Navi, dass sich irgendwann in Marokko um eine Stunde vertan haben muss, denn als wir von der Fähre zurückkommen, springt sie um zwei Stunden um, statt um Eine. „Überladen“ ist gar kein Ausdruck, was die Laster und Transporter hier alles aushalten müssen. Selbst hunderte von Gasflaschen werden durch die gleissende Wüstensonne transportiert. Und wenn alles voll ist, dann schmeißen se noch Melonen vorne drauf ohne Netz und doppelten Boden, die werden irgendwie ausbalanciert. Unter Palmen haben wir oft übernachtet und gecampt. Wenn die auch nur wenig Schatten spenden, so vermisse ich diese Oasenstimmung.

 

V = verrückt, verfault, verdammt viele Mücken

Manchmal halten wir die Marokkaner schon für ein wenig verrückt: im staubigsten Land dürfen sich die Kinder nicht dreckig machen, Kinder lernen noch vor dem Laufen, wie man seitlich auf einem Esel oder einer Fahrradstange sitzt, sobald sie sitzen können fahren Kinder ohne Helm vorne auf dem Moped mit, Männer winken uns mit Autoschlüsseln (Hä?? Sollen wir unseren Bus stehen lassen und nen Mietwagen nehmen, oder was denken die??), selbst noch einen Kilometer von uns entfernt in der Pampa sitzend, signalisieren einsame Steinhocker, ob sie was Wasser haben dürfen (vielleicht setzt man sich dann immerhin an die Straße), vollgegessen verlassen wir das Restaurant und der Nebenmann wedelt wieder mit der Menükarte und grinst uns an mit verfaulten Zähnen im Mund. Zahnhygiene kennt man hier wenig und Zahnarztbesuche kann sich nicht jeder leisten. Dennoch treffen wir hier auf die schönsten lachenden Gesichter. Kennt ihr eigentlich „Miss Moscitobyte 2014“? Darf ich euch uns‘ Susanna Maria präsentieren? Aber auch wir anderen haben viel zu leiden, während Susanna das ziemlich kalt lässt. Schon wenn wir am Campinplatz ankommen und ich höre Frösche quaken, gehen die Signalglocken los. Gerade wenn man wieder ein wenig normale Haut erkennt, kommt der nächste Schwarm und zersticht Hände und Füße. Mittlerweile ist ein Moskitonetz unsere größte Errungenschaft und ich kämpfe dafür, dass Maja ihr Karussel (=Zelt) nicht gleich vor Begeisterung zerturnt.

 

W = Wasser, Wüste, Willkommen

Was haben wir literweise Wasser getrunken! Unser Rekord war glaub ich 16 Liter in zwei Tagen in Merzouga. Die Kehle bleibt jenseits des Hohen Atlas dennoch ständig trocken. Genauso trocken wie die Wüste selbst, wo Wasser wirklich rar ist und ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem entstanden ist. Die echte Sandwüstenstimmung mit ihrere Weite an Sand und Licht ist verzaubernd. Doch selbst die im Reiseführer immer wieder als „öde“ beschriebene Steinwüste ist ein faszinierender Mix aus Weiten und Höhen voller Geröll und Felsen undn dazwischen tatsächlich Dörfer mit menschlicher (und Maultier-) Zivilisation. Reiseführer sind halt doch subjektiv und ich beschließe darauf nciht mehr zu hören sondern selber die Augen aufzumachen. „Willkommen, willkommen!“ (mit arabischen Akzent): oft gehört, immer zum schmunzeln gebracht, denn es bedeutet nicht „Hallo! Tritt ein!“ sondern als die deutsche Form von „You’re welcome!“ wenn man geschmeichelt „Bitte, gern geschehen.“ sagt.

 

X = X-mal Sonne satt

Wir hatten so viel Sonne, das reicht für ein ganzes Leben und vor allem für diesen Buchstaben! Bei dem einen Mal, wo ein paar Regentropfen fielen, hab ich sie mit unserem Tagebuch (ja, ich schreib nicht nur hier!) aufgefangen. Wir sind sehr achtsam mit den Sonnenstrahlen, aber der Sonnencreme trauen wir auch nicht ständig über den Weg. Also ist der Schatten unser größter, gesunder Freund, da in der Sonne auch gern mal 60° Grad sind.

 

Y = Yeah, Yummie, Youssef

Yeah, wir haben’s geschafft. Den langgeträumten marokkansichen VW-Bus-Reisetraum erfüllt, fühlt sich ganz schön gut an. Yummie war der Traum lecker! Süß, würzig, nussig, heiß! Youssef, der schlendernde Wanderer, der uns durch den Hohen Atlas führte, steht für all die Führer, die uns offiziell durch ihre Heimat begleiteten und jeder hatte 1001 Geschichten zu erzählen und konnten oft bis zu fünf Sprachen (inklusive japanisch) sprechen. Auch die vielen Einladungen, die wir gerne annahmen, auch wenn klar war, dass wir danach mal wieder um einen Teppich reicher wurden, bereicherten uns auch durch die Geschichten und Herzlichkeit, mit denen die Marokkaner uns als ihre Gäste behandelten. Und schon allein der Tee ist es wert diese Einladung anzunehmen.

 

Z = Zucker, Zauber, zu viel Fliegen

Ihr werdet nicht glauben, wieviel Zucker so in einen Tee Platz hat und wie gut der dann erst schmeckt. Die Melonen sind zuckersüß. Und das leckere Gebäck erst, es klebt von Honig und Zucker. Maja ist hin und weg und ich versuche mich als deutsche Mama zu entspannen. Wenn nicht hier, wo dann? Denn die Abenteuer, Erlebnisse, Begegnungen und Eindrücke verzaubern uns bis heute noch. Man wird vielleicht kein anderer Mensch, wenn amn viel reist, aber es öffnen sich Perspektiven, Sichtweisen, Augenblicke, Denkweisen, Möglichkeiten, Wege, Lebenseinstellungen, Einblicke, selbst erlebte Erlebnisse, Welten, die uns bereichern und den Horizont erweitern, in jeglicher Hinsicht. Nur die Fliegen hätt ich mir gern erpart. Als eingefleischter Fliegenhasser bin ich teilweise verrückt geworden, was für Horden uns manchmal befielen, allerdings war der größte Schwarm dann doch an der spanischen Küste.

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Die Autorin

Gestaltung und Texte entspringen meistens aus meinen wirren Gedanken. Fotos, Lektorat und Kritik fallen in Matthias‘ Bereich. Geht aber auch anders herum. Schreiben und kreatives Zeug gehören zu meiner Leidenschaft und ich freue mich, wenn ich Menschen dadurch zum Lesen, Reisen, Träumen, Nachdenken oder Schmunzeln bringe. Viel Freude also hier auf unserer Familien-Reise-Abenteuer-Seite! Eure Miri

Und das schreibt ihr!