18) Viseu de Sus – Sapanta – Österreich

Oh Mann! Die Rückfahrt endet so wie die Hinfahrt begonnen hat. In Rumänien war es letztendlich doch leichter eine Unterkunft zu finden als auf der Hinfahrt in Ungarn, bei der ja genau in dem Ort wo wir übernachten wollten, alle Hotels ausgebucht waren, wegen einer Mitarbeiter-Invasion von Mercedes. Keine Ahnung warum knapp nach der ungarischen Grenze in Österreich alle Hotels und Pensionen entweder ausgebucht, geschlossen (naja, um 23 Uhr eventuell verständlich), zu teuer, viel zu teuer, von kroatischen Partyjugendlichen überfüllt oder gar nicht erst auffindbar waren. Wir brauchten ganze 2,5 Stunden um eine nette Pension zu finden, die unseren finanziellen und ruhebedürftigen Ansprüchen genügte. Und dass nach 14 Stunden Fahrt!
Allerdings war die Fahrt zu Beginn richtig reisemäßig faszinierend. Maramures zeigte sich in der Frühlingssonne nochmal von seiner schönsten knallgrünen Seite. Obstbäume blühten, das ursprüngliche Leben der Menschen zog nochmal an uns vorbei, wir versuchten uns im Fotografieren der tollen, traditionell geschnitzten großen Holztore, überwältigten Schlaglochstrecken und Überholprofis und folgten unserem Reiseführer, der bei uns nur noch als Reiselügner bezeichnet wurde, durch das wunderschöne, dörfliche Iza-Tal nach Sapanta zum „Fröhlichen Friedhof“. Die überschaubare Ruhestätte in den kleinen Dörfchen ist berühmt wegen seiner blauen Holzgrabmale. Der früherer Dorfbestatter hatte es sich zur Aufgabe gemacht auf den knallblauen Holzgrabsteinen Bilder und amüsante Gedichte über die Verstorbenen einzuritzen. Der Friedhof sah wirklich toll aus in seinen Farben, schade nur, dass wir die rumänischen Inschriften nicht verstanden, denn die Schnitzereien wiesen schon einen gewissen, liebevollen Humor auf.
Eigentlich behauptete unser Lügenbuch, dass am Friedhof noch viele Verkaufsstände zu finden seien, doch leider fanden wir bei den zwei, drei Ständen nicht das was wir suchten. Also auf nach Hause! Plötzlich tauchte nach einigen Minuten eine bunte Ansammlung von Teppichen und Taschen an einem bäuerlichen Holzzaun auf. Matthias  brachte den Wagen mit quietschenden Reifen zum Stillstand, legte den Rückwärtsgang ein und preschte zurück. Ein älteres, sympathisches Mütterchen mit strahlenden Augen und keine Ahnung von Fremdsprachen winkte uns auf ihren Hof, nachdem wir auf die ganzen Teppiche gezeigt hatten, die hoch oben auf ihrem Häuschen auf dem Hügel hingen. Sie führte uns, nein nicht nach oben, sondern seitlich in einen alten Stall und vertrauenswürdig folgten wir ihr. Als ich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten entdeckten wir in dem erdigen Raum ihre gesamten Werke voller schöner handgewebter Teppiche. Wir konnten uns gar nicht entscheiden und nachdem wir noch ihren Hof nach oben gekrackselt waren, kauften wir ihr zwei davon ab. Auf fröhliche Art und Weise verhandelten wir noch eine der Taschen dazu. In der Hoffnung, dass unser Auto mit den insgesamt fünf neuen Teppichen nicht gleich davonfliegt oder mit den drei Schaf-Fellen nicht über die nächste Wiese hoppelt, starteten wir dann den Endspurt unserer Reise, der aufgrund der uns schon bekannten Straßenverhältnisse aus einem ständigen Wechsel von Schlaglöchern, Dörfern, Eisenbahnübergängen, idiotischen Überholern, LKWs und Baustellen einige Stunden (und Nerven) mehr noch auf rumänischen Gebiet kostete als gedacht.
Kaum die rumänische Grenze überquert, können wir nur noch staunen in welchem Wohlstand wir eigentlich leben, wie sauber die Autos alle blitzen und blinken (insbesondere wenn man unseres daneben stellt), wieviel Ruhe uns eigentlich umgibt, wie langweilig, unzufrieden und blass die alten Menschen hier ausschauen, wieviel eine Übernachtung kostet, wie gesittet und ordentlich alles aussieht, was Ungarn für ein unspektakuläres Land ist, was für ein überraschendes Juwel Budapest jedoch ist und wie lecker Kakao und Ovo in Österreich sind.

Aber auch wie schön es ist, auf unserem Navi nur noch „Nach Hause“ einzugeben und sich auf das Abenteuer zu freuen, was uns nun daheim erwartet. Denn in den letzten drei Wochen konnten wir intensiv miterleben, wie das Leben in meinem Bauch sich entwickelt, wie sehr die Kleine strampelt und boxt, sich unter unseren Händen und Blicken bewegt und uns bewegt. Unsere vorerst letzte Reise zu Zweit war irgendwie schon eine Reise zu Dritt. Kaum zu glauben, wieviel Glück, Freude, Lachen (und manchmal auch Sorgen) uns ein Wesen bringt, dem wir noch nicht richtig begegnet sind. Und gemeinsam sind wir neugierig und freudig aufgeregt auf unsere nächste Reise ins Abenteuer: das Abenteuer „Familie“.

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Die Autorin

Gestaltung und Texte entspringen meistens aus meinen wirren Gedanken. Fotos, Lektorat und Kritik fallen in Matthias‘ Bereich. Geht aber auch anders herum. Schreiben und kreatives Zeug gehören zu meiner Leidenschaft und ich freue mich, wenn ich Menschen dadurch zum Lesen, Reisen, Träumen, Nachdenken oder Schmunzeln bringe. Viel Freude also hier auf unserer Familien-Reise-Abenteuer-Seite! Eure Miri

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