14) Bicaz und Lagul Rosso

Juchuh, die Sonne scheint und wir wollen natürlich raus in die Natur. In die einsame, verlassene, ruhige Natur weit weg von jeglichen menschlichen Leben. Wir entschieden uns für einen Tagestrip zur Bicaz-Schlucht und an den Lacul Rosu, den roten See. Nach einem weiteren Besuch im gestrigen Restaurant um unser Frühstück einzunehmen, war uns klar, dass die Philosophie dieser Gaststätte „Ignoranz“ ist. Die heutige Kellnerin war an uns so wenig interessiert, dass wir auch hätten gehen können ohne zu zahlen, ohne dass jemand was gemerkt hätte. Nach mehreren Versuchen zu zahlen beschlossen wir heute abend unser essen selber zu organisieren und draußen zu essen mit Decke und Campingkocher, genauso auch morgen früh unser Frühstück.
Die Fahrt zur Schlucht war abenteuerlich, da trotz Matthias’ besser werdenden Schlaglocherfahrungen, die Straße einem Schweizer Käse glich. Die Berge wurden immer steiler und plötzlich stachen neben uns riesige Felsen aus der Erde und wir kapierten wir befanden uns mitten auf dem Pass durch die faszinierende Schlucht. Wir hatten nicht beachtet, dass heute Feiertag ist, somit hatte halb Rumänien, die gleiche Idee durch diesen Pass zu fahren, der gerade mal so breit war, dass ein Auto auf der kurvigen Straße fahren konnte, zumal jedes zweite Auto einfach auf der Straße parkte, damit alle Insassen sich mit den Felsen fotografieren konnten. Das ließen wir uns natürlich auch nicht nehmen, genauso wie wir auch bei allen Straßenständen anhielten, obwohl eigentlich kein Platz war zum Anhalten, geschweige denn, dass Platz war für einen Verkaufsstand, zumindest nicht nach mitteleuropäischen Maßstäben. Die Rumänen jedoch finden überall eine Gelegenheit, um ihre professionellen Fahrkünste auf die Probe zu stellen und so entstand ein unvorstellbares Verkehrschaos zwischen Verkaufsständen die sich fast schon in den Felsen hineinschmiegten. Wir bangten um unser in Romania-Style geparktes Auto an dem sich gerade ein Reisebus entlng quetschte, doch waren wir auch mittendrin im Shoppingrausch, denn wir wollten endlich mal ein nicht stinkendes Schaf-Fell ergattern, sowie einige Souvenirs. Außerdem brauchten wir diesen Frustkauf, wir befanden uns schon wieder auf dem Rückweg, bloß weg von dem See Lacul Rosu!
Denn nachdem wir die Schlucht auf dem Hinweg passiert hatten, gelangten wir kurzerhand an den „Roten See“, der nirgendwo rötlich schimmerte sondern trüb und grün daher seete. Ohne die zehnmillionen Nervensägen an Autokolonnen mit lauten Familien und lärmenden Jugendlichen wäre dieser See eine wunderschöne Idylle inmitten von Nadelwäldern, Felsen und Bergen gewesen. Doch alle hielten an, beziehungsweise auf der Straße an und marschierten zum See, wo sie sich ein Bötchen mieteten und zwei Meter hin und zwei Meter zurück paddelten. Wir fanden ein etwas ruhigeres Plätzchen wo wir kurz spazieren gehen konnten. Leider schaffe ich mit Bäuchlein nicht viel und freue mich über jede sich auftauchende Bank, so etwa nach drei Minuten.
Später kurvten wir mit dem Auto regelrecht offroad durch die Karpaten, um diesen Spruch mal gerecht zu werden. Wir fuhren an kleinen Dorfgemeinschaften vorbei, genossen unsere Irrwege und grüßten die verwirrten Leute am Straßenrand, die nicht so recht mit unserem Nummernschild anfangen konnten.
Wie geplant hielten wir abends in Flussnähe an, und freuten uns auf unser Abendessen, dass wir extra in dem einzigen geöffneten Supermarkt der Karpaten besorgt hatten. Nach einer Stunde kochte das Wasser und die Nudeln wurden fertig. Voller Kohldampf mussten wir weitere lange Minuten unser Menü umdisponieren. Wir Schlaumeier hatten die Tomatensoße im Geschäft stehen lassen. Doch schmeckte natürlich auch Käsenudeln mit Tomate, und als zweiten Gang, eine weitere Stunde später, gab es Nudeln mit Käsemilchsoße. Genau richtig! Endlich mal draußen bleiben, camping-feeling ohne nervige Kellner und verrauchte Räume, dafür mit treu drein blickenden Hundegast an unserer Seite. Oh Mann, was fehlt mir das Camping und das Wandern! Doch der Gedanke an die kleine Maja tröstet schnell darüber hinweg und wir träumen schon vom ersten Reisen mit der kleinen Abenteurerin.

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Die Autorin

Gestaltung und Texte entspringen meistens aus meinen wirren Gedanken. Fotos, Lektorat und Kritik fallen in Matthias‘ Bereich. Geht aber auch anders herum. Schreiben und kreatives Zeug gehören zu meiner Leidenschaft und ich freue mich, wenn ich Menschen dadurch zum Lesen, Reisen, Träumen, Nachdenken oder Schmunzeln bringe. Viel Freude also hier auf unserer Familien-Reise-Abenteuer-Seite! Eure Miri

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