30) Bald daheim

29.11. Santiago de Chile Da dacht ich meine Reise waere schon vorbei und hab die Fahrt von Mendoza nach Santiago nicht mitgerechnet. So langsam steigt auch wieder die Aufregung, da es nun bald nach hause geht und so dachte ich geniesse ich noch ein wenig die 7 stuendige Busfahrt, lese ein wenig, schlaf ein bisschen, aber Pustekuchen! Direkt hinter Mendoza startet DIE phantastische Reise durch die Anden. Das Foto von dem knapp 7000m hohen Acongagua hatte ich mir extra fuer diesen Moment aufgehoben und was ist??? Ueberall blauer Himmel nur ueber dieser Region ein dicker Wolkenschleier. Dennoch fahren wir 3 Stunden lang durch malerische Taeler, zwischen farbigen Bergriesen und rot-braunen Canyons vorbei. Tatsaechlich geht die Fahrt sogar durch Upsalla und ganz knapp nur verpasse ich fast das Naturtphaenomen die Puenta del Inca. Ich kann mich gar nicht sattsehen und jongliere mit meiner Kamera hin und her um die aus Natur und Fels geformte Bruecke. In den weniger spektakulaeren Zeiten nutze ich die Moment um alte Bilder zu loeschen, damit ueberhaupt nach was draufpasst. Doch waehrend wir den 4000m Pass erklimmen wird die Sicht immer schlechter und nur schemenhaft kann ich die Fuenf- bis Sechstausender ueber mir erkennen, allerdings dennoch ein aufregendes Gefuehl durch diese Giganten hindurch zukurven. Am Acongagua sind wir auch ganz knapp vorbei, was ich nur durch Schilder erfahre. Kurze Zeit spaeter erreichen wir den Grenzuebergang im Schneesturm und warten geschlagene 3 Stunden lang im Bus, dass wir endlich an der Reihe sind. Die sind n bisschen verdoetscht die Chilenen, echt jetzt! Danach stehe ich eine halbe Stunde an der Ausreiseschlange, und kann wenigstens den fleissigen Chilenen-Gendarmeristen beim Autosdurchsuchen zusehen. Wie zu DDR-Zeiten! Es folgt eine halbe Stunde Einreiseschlange, wo ich hinter mir ein nerviges deutsches Paerchen ertrage, die sich 30 Minuten lang darueber beschweren wie schrecklich das gerade ist. Aus Trotz entscheide ich mich, das alles gar nicht so schrecklich zu finden und verstecke meine deutschen Reisepass, damit die mich bloss nicht ins Gespraech miteinbeziehen. Endlich sitzen wir wieder im Bus, doch der faehrt nicht los und mir schwant es schon. Ich darf geduldig zusehen, wie jetzt erstmal all unser Gepaeck ausgeraeumt wird und schnell ueberschlage ich den Inhalt auf irgendwelche verbotenen Ingredenzien. In meinem Handgepaeck entdeckte ich 2 Muesliriegel und weil ich mir nicht sicher bin, verschlinge ich diese innerhalb von Sekunden. Schon muessen wir wieder aussteigen und uns in eine vor Tischen aufreihen und die Taschen vor uns auf die Tische stellen. Ich komme mir vor wie ein Verbrecher. Hab ich auch wirklich nichts in meinen Rucksaecken?? Schwitz. Puh, mein Gepaeck ist wohl durch, andere kommen da schon schlechter weg und Rucksaecke werden zum Teil komplett ausgeraeumt. “¿Merrriam Rrritterrr?” Was ich? Ohgott, jetzt bin ich dran. Pardonnn? Que? Achso, oh mann nur vergessen meine Adresse aufs Dokument zu schreiben. Uff, endlich muessen wir Schwerverbrecher uns einreihen in die Handgepaeck-Kontrolle und alles geht auch hier gut, zumindest bei mir. Eine weitere Stunde spaeter, also insegesamt 5 Stunden am eisigen (wir hatten ja alle Sommersachen aus Mendoza an), verschneiten Grenzuebergang, geht die Fahrt endlich weiter und nach einem weiteren Film landen wir in Santiago. Komisch, irgendwie ist es schon hier als ob ich nach Hause komme. Mit dem Taxi fahre ich an so vielen bekannten Orten vorbei, wo ich anfangs war. Es ist wunderbar warm und der Sonnenuntergang tauchen die umgebenden Berge und Woelkchen in kitschige Farben. Die Stadt blueht mittlwerweile ebenfalls in lila, rosa, rot und ich finds fast schade hier nicht doch noch einen Tag zu verbringen. Nanu? Wo faehrt denn mein Taxifahrer hin? “Wissen Sie eigentlich, wo diese Adresse liegt?” “No directamente, pero paciencia, paciencia…” Ja ich gib dir gleich Paciencia! Ich glaube wir sind falsch. Also sag ich ihm was ich glaube, wo wir lang muessen, beauge jede Bewegung mit Argwohn und frage mich warum er fast 60 bei Tempo 100 faehrt. Muessen wir nicht da runter? No? Nagut… “Eh? Esta bien?” Aehm, si, me recuerdo, stimmt, doch richtig, und er bedankt sich lustig aber theatralisch fuer mein grosses Vertrauen.

Jetzt bin ich also wieder freundlich aufgenommen worden bei Patrizia und ihrem Mann und will irgendwie noch nicht ins Bett. Eben am Tisch hab ich schon mal begonnen auf was ich mich in Deutschland alles freue:

Freu mich euch alle wiederzusehen und die Geschichten zu hoeren, wie es euch so in der letzten Zeit ging! Freu mich auf Koeln und Worringen, auf Weihnachtsdeko (heut ist der 1. Advent, wie komisch), Weihnachtsmarkt, Christstollen, Kakao mit frischer Milch, guten, echten Kaffee, Latte Macciato, systematische Autofahrer, Autos in ganzen Stuecken, asphaltierte Strassen, Ordnung, schnelle Grenzuebergaenge, Logik, kein Hinterherhupen, Sicherheit, Fussgaengerampeln, blonde Mitmenschen, verstaendliche Konversationen ohne Konzentration darauf die Woerter herauszufiltern, echtes Fruehstueck, Fernseh gucken (ja, ich gebs zu und nein, ich will immer noch keinen groesseren Fernseher), mein Laptop, schnelles Internet, Winterzeit, meinen Kleiderschrank, Duschgel, Claudiusthermen, Juergen Becker, Outdoor Filmfestival, Brunchen, Wichteln, Familie, Freunde, Kollegen, Weihnachtsfeier, Heilig Abend, Weihnachten, Sylvester, Lenschis Geburtstag, Skiurlaub, Karneval, meine Wohnung, Vogelhaeuschen aufstellen, Kochabende, mein Auto, den Vater Rhein, die kleine Kathedrale da bei uns im Staedtchen (sorry, ich war in einer 3,5,6 und 12 Millionenstadt, was soll ich nun von Koelle sagen?), Gummibaerchen, meine Senseo-Maschine, mein Bett, mein Balkon, den Worringer Bruch, meine Maestro-Karte (juchuuuh, ich will den Tag ja nicht vor den Abend loben, aber toitoitoi ich weiss noch immer die Geheimzahl meiner VISA Card und diese befindet sich noch immer in meinem Besitz), weniger Mueckenstiche und und udn (so und das letzte”und” lass ich jetzt mal so stehen wie ich es irgendwie immer schreibe! Es ist echt verhext, wie oft ich dieses daemlich nervende Wort korrigiert habe!)

Oje und was werd ich alles vermissen hier?! In erster Linie die Menschen, die mit mir reisten und mir ans Herz gewachsen sind! Den Fruehling, den Sommer, die Berge, die Sonne, den Sternenhimmel, die suessen Croissants, die Chocolaterias, das wilde Vogelgezwitscher, Patagonien, Feuerland, die bluehenden Baeume, Essen gehen, la vida loca, das viele Lachen, Hilfsbereitschaft, offene Begruessungen, Hunde, Pferde, Alfajores, Manjar, das Reisen, das Castellan, ohne Plan in den Tag zu leben, unendliche Freiheit, die Seen, Pinguine, Kaminfeuerluft, wilde Natur, jeden Tag draussen verbringen, Ferias Artesanales, viel Zeit und keinen Plan. Ach noch viel mehr, aber ich bin jetzt so muede, dass ich schon nicht mehr aufgeregt bin wegen morgen und nur noch ins Bettchen plumpsen will.

Buenas noches, chicos!

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Die Autorin

Gestaltung und Texte entspringen meistens aus meinen wirren Gedanken. Fotos, Lektorat und Kritik fallen in Matthias‘ Bereich. Geht aber auch anders herum. Schreiben und kreatives Zeug gehören zu meiner Leidenschaft und ich freue mich, wenn ich Menschen dadurch zum Lesen, Reisen, Träumen, Nachdenken oder Schmunzeln bringe. Viel Freude also hier auf unserer Familien-Reise-Abenteuer-Seite! Eure Miri

Und das schreibt ihr!